Die wichtigsten Meister der barocken Wekre
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Franz Beer II von Bleichten (1660–1726) Au (Vorarlberg) ok   Baumeister-Architekt 1697   1707
Michael Wiedemann (1661−1703) Unterelchingen 0k   Stuckateur 1698   1703
Franz Schmuzer (1676–1741) Wessobrunn ok   Stuckateur 1699   1700
Franz Carl Stauder (1660/64–1714) Konstanz ok   Maler 1701   1713
Franz Joseph Feuchtmayer (1660–1718) Wessobrunn JosephAntonFeuchtmayer   Stuckateur 1707   1716
Johann Pöllandt (1630–1721) Wessobrunn     Stuckateur 1707   1709
Jacob Carl Stauder (1694–1756) Oberwil Baselland ok   Maler 1714   1725
Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770) (Wessobrunn) Linz JosephAntonFeuchtmayer   Bildhauer, Stuckateur 1721   1769
Franz Joseph Spiegler (1691–1757) Wangen im Allgäu ok   Maler 1730   1732
Johann Caspar Bagnato (1696–1757) Landau (Pfalz)     Baumeister-Architekt 1750   1756
Andreas Brugger (1737–1812) Gattnau bei Kressbrunn ok   Maler 1766   1776
Gottfried Bernhard Göz (1708–1774) Velehrad (Mähren)     Maler, Freskant 1764   1764
Johann Georg Dirr (1723–1779) Weilheim     Stuckateur 1764   1773
Karl Joseph Riepp (1710–1775) Eldern bei Ottobeuren Wikipedia   Orgelbauer 1766   1774

Salem

Ehemalige Zisterzienser-Reichsabtei und Stiftskirche Mariä Himmelfahrt

Salem heute
Beginnen wir in der Gegenwart. 130 000 Besucher pro Jahr schliessen sich derzeit einer Führung durch die eindrückliche barocke Mehrflügelanlage mit der hochgotischen Stiftskirche an. Sie besuchen «Schloss Salem». So wird die Zisterzienserabtei seit 1802 von ihren neuen Herren, den ehemaligen Grossherzögen und heutigen Markgrafen von Baden, bezeichnet. Sie haben damals Besitz von den Ländereien, Herrschaften und Gebäuden der grossen Reichsabtei ergriffen, selbstverständlich ohne die vorherigen Eigentümer, die seit 700 Jahren hier ansässigen Zisterzienser, zu entschädigen. Seit der erzwungenen Abdankung 1918 residiert die Familie in Salem und bewirtschaftet den riesigen Grundbesitz, zu dem auch 145 Hektaren Weingüter gehören. Mit einer Internatsschule investiert sie in die Bildung und knüpft damit an alte Klostertraditionen an. Den Unterhalt der Klosteranlage will sie aber nicht mehr bestreiten. 2009 zahlt der Staat Baden-Württemberg in einem Vergleich den Betrag von 60 Millionen Euro für den Rückkauf der öffentlich zugänglichen Räume der ehemaligen Abtei, deren Unterhalt nun wieder Staatssache ist.[1]

Salmannsweiler
Die Stiftung der Zisterzienserabtei erfolgt 1134 an einem Ort mit dem Namen Salmannsweiler, also in bereits besiedeltem Gebiet. Die Abtei Lützel entsendet 1137 den Gründungskonvent mit Abt und 12 Mönchen.[2]  Seit 1142 ist Salmannsweiler Reichskloster und wird 1354 reichsunmittelbar. Es ist Mutterkloster von Reitenhaslach (1143), Tennenbach (1182), Wettingen (1227) und Königsbronn (1302). Sein Kernbesitz reicht im Süden bis zum Bodensee und hat die Grösse des Landes Appenzell Innerrhoden. Der weitere Grundbesitz liegt vor allem nördlich, in Schwaben. Grangien sind zahlreich in der näheren Umgebung, aber auch noch in der Donaugegend um Ehingen zu finden.[3] In 14 Städten betreibt die Abtei Stadthöfe, die Salmannsweilerhof genannt werden. Der biblische Name Salem für das Kloster findet früh parallele Verwendung zum Ortsnamen Salmannsweiler.[4] Anfang des 14. Jahrhunderts zählt Salem 310 Konventualen, nämlich 130 Mönche und 180 Konversen oder Laienbrüder. Die erste Klosterkirche wird zu dieser Zeit durch einen hochgotischen Neubau, dem heutigen Münster, ersetzt. Eine rege Bautätigkeit verändert auch die Klosteranlage, deren mittelalterliche Gestalt nicht bekannt ist, die wir uns aber aufgrund der strengen Ordensregeln ähnlich der noch bestehenden Anlage des Tochterklosters Wettingen im Kanton Aargau vorstellen müssen. Bauernkrieg und Reformation berühren Salem nur am Rande. Die Zahl der Konventualen sinkt im 15. Jahrhundert zwar auf 90, die Reichsabtei ist aber nie von der Auflösung bedroht. Inzwischen hat sie volle Reichsunmittelbarkeit erlangt und der Abt kann die Interessen der Abtei direkt im Reichstag vertreten.

Erster Klosterneubau 1615-1627
Salem ist in den Jahren vor dem Dreissigjährigen Krieg eine Grossbaustelle. Abt Thomas I. Wunn (1615–1647) lässt 1615–1627 die Abtei- und Konventgebäude als klar strukturierte, moderne Anlage neu errichten. Die alten Gebäude fallen dem Abbruch zum Opfer. Die Neubauten sind als dreigeschossige, einheitlich gestaltete Flügel um einen grossen und zwei kleinere Innenhöfe gruppiert. Der Abt lässt auch die Wirtschaftsbauten neu bauen. Aus mittelalterlichem Baubestand bleibt nur das hochgotische Münster der Jahre 1285–1425 erhalten. Baumeister der Neubauten ist Balthasar Seuff aus Kempten. Die 1615 bezeugte Anwesenheit des Jesuitenarchitekten Br. Stephan Huber in Salem, der im gleichen Jahr die grosse Klosteranlage in Ochsenhausen beginnt, weist mindestens auf eine aktive Mitplanung hin. Die neuen Klostergebäude können von den Mönchen nur wenige Jahre genutzt werden, denn 1634 müssen sie vor den herannahenden Schweden in schweizerische Zisterzienserklöster flüchten. Die Laienbrüder der Salemer Bauhütte wirken im Exil als Altarbauer in St. Gallen, Neu St. Johann und Bischofszell. Salem entgeht, auch dank Kontributionen, einer Brandschatzung. Die Gebäude werden allerdings derart verwüstet, dass ein erster Rückkehrversuch 1643 scheitert. Erst nach Kriegsende kann an einen Neuanfang gedacht werden. Der jetzt zurückgekehrte Konvent erholt sich rasch und zählt 1683 wieder 37 Mönche und 8 Laienbrüder. Die Zeit für eine ruhige Aufbauarbeit bleibt allerdings kurz. Fahrlässigkeit führt am 10. März 1697 zu einem Grossbrand, der verheerende Auswirkungen hat. Von den neuen Konvent- und Abteibauten der Jahre 1615–1630 überstehen nur der Westflügel und einzelne durch Gewölbe geschützte Bauteile, wie die Liebfrauenkapelle oder die Bibliothek, die Katastrophe mit geringen Schäden. Wie alle umliegenden Wirtschaftsgebäude bleibt auch der obere «Lange Bau», der Nordabschluss des Klosterhofes, vom Brand verschont. Er ist als einziges Gebäude der ersten Neubauperiode bis heute erhalten. Auch das Münster kommt dank seiner Gewölbe mit wenigen Verlusten davon.

Zweiter Klosterneubau 1697–1707
Bereits sechs Wochen nach dem Brand, am 30. April 1697, schliesst Abt Emanuel Sulger (1680–1698) einen ersten Verding mit dem Vorarlberger Franz Beer. Der um diese Zeit in Zwiefalten und Beuron tätige Baumeister liefert nebst den Plänen ein grosses Holzmodell, das noch erhalten ist.[5] Planung und Modell zeigen südlich der gotischen Stiftskirche eine durch zwei Quertrakte in drei Höfe unterteilte Klosteranlage. Beer übernimmt damit die Systematik der frühbarocken Bauten, gestaltet sie aber in voller Symmetrie neu. Die zwei westlich und östlich des grossen Hofes liegenden und nur teilzerstörten Flügel werden in die neue Anlage integriert. Der neue Südflügel, der auf eine Länge von 180 Metern die Dreihof-Anlage zusammenklammert, kommt aus praktischen Gründen vor die Fassade des ausgebrannten alten Südflügels zu liegen. Die dreigeschossigen Flügel sind mit viergeschossigen Eck- und Mittelrisaliten versehen, auch Pavillons genannt. Im barocken Residenz- und Schlossbau ist dies wenig später die übliche Ausführung, stellt aber hier eine der frühesten derartigen Lösungen dar. Anregung für diese Risalitgliederungen könnte die Anlage der Zisterzienserabtei Fürstenfeld bei München von Giovanni Antonio Viscardi sein, die 1697 kurz vor der Bauvollendung steht. Jedenfalls wird die in Salem angewendete Lösung mit den betonten Eck- und Mittelrisaliten zu einem Grundelement der süddeutschen Klosterarchitektur, beginnend mit den Planungen 1700–1702 für das grosse Klostergeviert in Einsiedeln.
Beim Vertragspartner des Abtes handelt es sich um den 37-jährigen Franz Beer II, der hier noch am Anfang seiner grossen Karriere steht, und nicht um seinen gleichaltrigen Namensvetter Franz Beer I, der zu dieser Zeit als Baumeister am Zisterzienserinnenkloster Wald arbeitet.[6]
Franz Beer II übernimmt den ersten Teil mit West- und Südflügel im Generalakkord und schliesst 1698 einen zweiten Verding für den südlichen Mittelrisalit und die beiden Quertrakte.[7] Bauherr ist jetzt der neue Abt Stephan I. Jung (1698–1725). In einem dritten Verding übernimmt Beer die Ost und Nordflügel des Abteitraktes. Die Bauwerke werden entsprechend der Auftragsreihenfolge gebaut und bezogen. 1707 ist die letzte Etappe, der Abteitrakt mit der Prälatur, unter Dach. Die im gleichen Jahr erstellte, reiche Architekturplastik der Eingangsportale an der Nordfassade ist das erste Werk des Wessobrunners Franz Joseph Feuchtmayer in Salem. Es wird nach der Säkularisation ebenso wie die Ziergiebel der Ostfassade zerstört.

Wessobrunner Stuckateure und Bildhauer unter Abt Stephan I.
Mit dem Unterelchinger Baumeister und Stuckateur Michael Wiedemann, der 1703 stirbt, wird noch vor 1698 die erste Ausstattungsphase vereinbart. Unterelchingen gehört dem Kloster Salem, Wiedemann dürfte sich aber eher durch den soeben abgeschlossenen Bau des Schlosses Freudental bei Allensbach empfohlen haben. Sein Trupp setzt sich fast ausschliesslich aus Wessobrunnern zusammen. 1698 engagiert er 17 Stuckateure und 1699 23 Stuckateure. Sie stuckieren die Räume der ersten Ausstattungsphase, darunter die reichen hochbarocken Stuckaturen des Bernhardusganges[8] und des Sommerrefektoriums. Der dichte Akanthusstuck im Sommerrefektorium wird zwar meist Joseph und Franz Schmuzer zugeschrieben, muss aber stilvergleichend auch ein Werk von Wessobrunner Stuckateuren des Trupps Wiedemann sein.[9] Für die dritte Bauetappe wird ab 1707 der Wessobrunner Franz Joseph Feuchtmayer (1660–1718) verpflichtet. Er arbeitet vorerst mit seinem Stiefvater Johann Pöllandt (1630–1721) zusammen. Die beiden Stuckateure erstellen die reichen Stuckarbeiten im Prälatengang und im Audienzzimmer, auch der Stuck in den Stichkappengewölben der Bibliothek und in der Sakristei wird ihnen zugeschrieben. Von 1708–1709 schaffen sie ihr Hauptwerk, den Kaisersaal. Der zu Repräsentationszwecken dienende und über zwei Geschosse reichende Festsaal im dritten Stockwerk wird so genannt, weil 16 überlebensgrosse Statuen von gepanzerten Habsburgern den Raum dominieren. Sie sind keine Meisterwerke, eher heraldische Studienobjekte. Der Saal wirkt nicht nur deswegen, sondern auch durch später geglättete Deckenfelder und veränderte Fenster sehr unausgewogen und ist nur ikonographisch von Bedeutung.

Joseph Anton Feuchtmayer und seine Mimmenhausener Werkstatt
Franz Joseph Feuchtmayer stirbt 1718 in Mimmenhausen. Sein Sohn Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770), der schon 1714 mit seinem Vater im Kloster arbeitet, wird Werkstattnachfolger. 1721, als bereits bekannter Künstler, erhält der den ersten Auftrag in Salem. Er fertigt er den Stuck und die Scagliola-Arbeiten im Westflügel des Kreuzganges. Als Beleg seiner Handwerkskunst liefert er einen Tisch mit Scagliola-Arbeit, der noch heute in Salem bewundert werden kann. Für Abt Stephan I. sind die Arbeiten des genialen jungen Künstlers aber zu modern. Erst sein Nachfolger, Abt Constantin Miller (1725–1744) sorgt dafür, dass Salem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt des grossen Bildhauers und Stuckateurs wird. Als das Kloster Engelberg 1733 Joseph Anton Feuchtmayer engagiert, wird der inzwischen in Mimmenhausen ansässige Künstler mit «Herrn Joseph Feychtmeyer von Salmenschweyll, berühmtem Stuccador» angesprochen. Die Äbte von Salem bleiben ihrem berühmten Bildhauer treu und übergeben ihm 1747 auch die Ausstattung der Wallfahrtkirche Birnau. Hier arbeitet Feuchtmayer bereits mit seinem Gesellen und Werkstattnachfolger, Johann Georg Dirr. 1764 erstellt Dirr, noch immer in der Werkstatt Feuchtmayers, die feinen Rokokostuckaturen und Einrichtungen in der Sommerabtei.

Exkurs: Klassizistische Eingriffe im Münster[10]
1774–1799 ist der Feuchtmayer-Nachfolger Johann Georg Dirr, zusammen mit  Johann Georg Wieland in Salem tätig. Es ist jetzt die Zeit des neuen klassizistischen Stilempfindens, das den heiteren Rokokostuck als «lächerliches Zierwerk» betrachtet. Der Umbruch in der süddeutschen Kunstszene um 1770 ist gewaltig. In der Person von Abt Anselm II. Schwab (1746–1778) ist der Paradigmawechsel besser verdeutlicht als in allen kunsttheoretischen Abhandlungen. Noch 1747 beginnt er mit der Inszenierung eines der schönsten Gesamtkunstwerke des Barock, der Wallfahrtskirche Birnau, die im September 1750 eingeweiht wird. 15 Jahre später, der Bauabt ist inzwischen der Absetzung knapp entgangen, kommt er auf einer Frankreichreise mit den Vorstellungen der französischen Klassizisten in Berührung, die das Ideal in der Kombination der «reinen»[11] französischen Gotik mit einer ebenso reinen Ausstattung in klassischem Geist sehen. Abt Anselm II. knüpft Kontakte zum klassizistischen Architekten Pierre-Michel d'Ixnard und nimmt dessen Zeichner Johann Joachim Scholl in seine Dienste.[12] Er finanziert ihm einen Studienaufenthalt in Rom an der dortigen französischen Akademie. Scholl wird Leiter des Kirchenumbaus im neuen «goût grecque», den Abt Anselm II. 1773 beginnt. Er opfert dafür die barocke Farbigkeit und ersetzt die barocke Einrichtung durch die klassizistische, vornehm-kühle Alabasterausstattung. Alle Altäre des Bildhauers Joseph Anton Feuchtmayer von 1730 fallen dem Umbau zum Opfer. Der Umbau findet bei Zeitgenossen nur Lob. Der neue weisse Tempel im gotischen Gewand wird enthusiastisch als «von schönstem antiken Geschmacke» (Hauntinger, 1784) gelobt oder mit folgenden Worten beschrieben: «Den Eintretenden überfällt Schauer, Freudenschrecken ergreifen ihn, hat er nicht alles Gefühl der Menschlichkeit abgelegt, oder als Wohllüstling seine Sinne so stumpf gemacht, dass seine Seele keines edlen Eindrucks mehr fähig ist» (Rittershausen, 1783).

Die Bibliothek
Die neue Bibliothek im 1. Obergeschoss des östlichen Quertraktes ist 1707 fertig eingerichtet. Sie beansprucht zwei Geschosshöhen und weist in den Gewölben reichen Wessobrunner Stuck auf. Die Ausstattung des Tischlers Benedikt Müller aus Neufrach ist gemäss dem St. Galler Stiftsbibliothekar Nepomuk Hauntinger (1756–1823), der die Bibliothek 1784 besucht, ähnlich der 1758–1767 erstellten St. Galler Stiftsbibliothek. Diese gelobte barocke Ausstattung muss 1790 nüchternen klassizistischen Hängeemporen weichen. Heute bietet der Raum das triste Bild eines Büchersaals ohne die reichen Folianten einer Klosterbibliothek. 1827 verkaufen die Markgrafen für 20 000 Gulden alle Bücher an die Heidelberger Universitätsbibliothek.[13] Die verbliebene Ausstattung wird sofort öffentlich versteigert. Eine 1839 erfolgte Restauration ergibt das heutige Bild. Billige moderne Regale mit wenigen neuen Büchern, vermischt mit einzelnen wieder aufgefundenen klassizistischen Kopfschränken, ersetzen nun die Pracht von über 30 000 leder- und pergamentgefassten Bänden.

Die Maler
In der ersten Bauphase ist, durch Vermittlung des Abtes von St. Urban, Franz Carl Stauder (1660/64–1714) tätig. Er fertigt 1701 das Hochaltarbild der Kirche an, das heute im Münster Konstanz zu finden ist, und kann 1711 das Deckenfresko im Kaisersaal ausführen. Auch für die Seitenaltäre erstellt er bis 1713 alle Bilder. Sein Sohn Jacob Carl Stauder (1694–1756) wird von Abt Stephan I. Jung gefördert. Von 1714 bis zum Tod des Prälaten 1725 kann Stauder wie ein Hofmaler fast alle Tafelbilder der Abtei liefern. Abt Constantin Miller, der schon den jungen Feuchtmayer fördert, zieht nun mit dem Riedlinger Franz Joseph Spiegler (1691–1757) ein grösseres Malertalent nach Salem. Vorerst freskiert Spiegler die Gewölbe der Stiftskirche (1787 wird das Werk übertüncht), dann liefert er aber auch Tafel- und Deckenbilder für die Prälatur. Die meisten der Salemer Bilder von Jacob Carl Stauder und Franz Joseph Spiegler sind heute verschollen oder zerstört, nur einige wenige sind an Ort verblieben. Ein weiterer junger Maler, dessen Werke in der Abtei vertreten sind, ist Andreas Brugger (1737–1812) von Langenargen. Sein Förderer und Hauptauftraggeber ist Abt Anselm (1746–1778), der auch das Malergenie Gottfried Bernhard Göz (1708–1774) für die Ausstattung des Empfangszimmers in der Sommerabtei beizieht. Er hat ihn zehn Jahre zuvor bereits mit der Freskierung der Wallfahrtskirche Birnau beauftragt.

Der barocke Vierungsturm
Auf den Darstellungen der Abtei Salem Ende des 18. Jahrhunderts dominiert ein mächtiger Vierungsturm über dem hochgotischen Münster die Klosteranlage. Wir wissen vom früheren Turmbauverbot der Zisterzienser. Die Regel wird aber schon im Spätmittelalter durchbrochen[14] und ist in der Barockzeit freie Entscheidung des Konventes. Nun sind auch Doppelturmfassaden wie in St. Urban und Waldsassen möglich. Auch Franz Beer II plant 1705 in Salem einen freistehenden, 68 Meter hohen Turm beim Chor der Stiftskirche, um ein Gegengewicht zu den Klosterflügeln zu schaffen. Die Kapitularen von Salem lehnen aber «in der Meinung, dass solche Gebäulichkeiten den Ordenssatzungen ganz zuwider seyen», alle Turmbauprojekte ab. Erst der Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato, der 1750–1753 den gotischen Chor klug umbaut und vergrössert, findet eine technische Lösung für die Vergrösserung des Dachreiters als Vierungsturm. Er baut in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Joseph Anton Feuchtmayer 1755–1756 eine Zimmermannskonstruktion mit einem Glockenstuhl für 16 Glocken. Das Holzmodell ist erhalten. Der statisch untadelig konstruierte, aber gewagt fundierte Turm wird 1807 von den Markgrafen wegen Besorgnissen um «die ungeheure Last dieses Turmgebäudes» abgetragen um «die längst projektierte Veränderung daran vornehmen zu lassen». Der Abbruch bringt einen Reinerlös von 32 000 Gulden aus dem Verkauf des Materials. Die beim Abbruch gemachte Feststellung, dass das Konstruktionsholz grössere Fäulnisschäden zeigt, und zwar mehr als vorgängig vermutet, wird heute von allen Historikern als Grund des Abbruches angegeben. Der Kunsthistoriker Albert Knoepfli betrachtet es sogar als Gottes Urteil. Ich betrachte die Feststellung der Fäulnis eher als Gottes Geschenk für die abbruchwilligen Markgrafen. Erst jetzt, mit dem Wegfall des Kirchensymbols, kann die Bezeichnung einer Barockabtei als «Schloss» überhaupt breite Akzeptanz finden.[15]

Vollendung der äusseren Klosteranlage im 18. Jahrhundert und Abbrüche im 19. Jahrhundert
Die mittelalterliche städtebauliche Struktur des geschützten äusseren Klosterbereichs hat sich in Salem erhalten. Um das strenge Geviert der Konventsgebäude mit Münster bildet sich eine unregelmässige, in Jahrhunderten gewachsene «Versammlung» der für Versorgung, Betrieb und Verwaltung  eines Zisterzienserstiftes notwendigen Bauten. Sie konzentrieren sich auf den Nord- und Westbereich, wo sich eine Folge von Plätzen ablöst. Eine 1500 Meter lange, heute zur Hälfte nicht mehr vorhandene Klostermauer dient dem Schutz. Die Hauptzugänge zum grossen  Nordhof sind mit vier Torgebäuden markiert. Im Westen ist dies das Obere Tor, 1778 als Werk des von Abt Anselm II. geförderten jungen Johann Joachim Scholl.[16] Es ist das erste klassizistische Gebäude in Salem. Das anschliessende mittlere Tor und das nördliche Stockacher Tor sind heute abgebrochen. Den Ostabschluss bildet ein schönes Barockgebäude von 1735, das Untere Tor. Die plastische Gestaltung dieses Gebäudes stammt von Joseph Anton Feuchtmayer. Die flankierenden langen Flügelbauten fallen 1836 Abbrüchen zum Opfer, das Tor bildet heute als imposantes freistehendes Gebäude den Besucherempfang von Salem. In der Ost-Fortsetzung des «Langen Baus», dem Abschluss des Nordhofes aus der ersten Neubauphase von 1615–1617, findet sich anstelle des abgebrannten Gästehauses ein Neubau von 1891. Nach dieser Lücke folgt das Marstallgebäude, ein weiterer barocker Bau, gleichzeitig mit dem Unteren Tor erbaut. Auch hier hat Joseph Anton Feuchtmayer mitgewirkt. Im Südwesten der Konventsgebäude liegt ein weiterer klassizistischer Neubau. Es ist die 1791 erbaute «Neue Schule», eine letzte Investition des Klosters in die Bildung, kurz vor der Säkularisation.
Die neuen Herren, die nach 1802 Salem übernehmen, lösen das Gymnasium 1803 und den Konvent 1804 auf. Das Münster wird Pfarrkirche. Die Orgeln werden verkauft, die Chororgel nach Überlingen, die Liebfrauenorgel nach Winterthur, und die Tabernakelorgel nach St. Stephan in Konstanz. Später wird auch die Sammlung und die Bibliothek verkauft. Dann folgen die Abbrüche, die sich aus den neuen Herrschaftsverhältnissen ergeben: 1807 der Kirchturm, 1833 die mittelalterliche Pfarrkirche beim Oberen Tor, 1836 die flankierenden Gebäude beim Unteren Tor, 1839 die Gebäude beim Stockacher Tor und 1842 das Mittlere Tor aus dem 17. Jahrhundert. Ein Brand reisst 1886 die Lücke beim Marstall. Trotz all dieser Lücken ist Salem ein sehenswertes Beispiel einer barocken Reichsabtei mit einer über Jahrhunderte gewachsenen Klosteranlage, die ihre noch heute isolierte Lage auch einem Neubauverbot der neuen Schlossherren für Bauten in unmittelbarer Nähe zu verdanken hat. Der durch sie 1803 eingestellte Schulbetrieb wird 1920 mit der Gründung der Internatsschule Schloss Salem wieder eingeführt.

Pius Bieri 2009

Benutzte Einzeldarstellungen:
Knoepfli, Albert: Salems klösterliche Kunst, in: Salem, 850 Jahre Reichsabtei und Schloss, Konstanz 1984.
Schneider, Reinhard: Die Geschichte Salems, in: Salem, 850 Jahre Reichsabtei und Schloss, Konstanz 1984.
Schulz, Hans-Jürgen: Salem nach der Säkularisation, in: Salem, 850 Jahre Reichsabtei und Schloss, Konstanz 1984.
Knapp Ulrich: Joseph Anton Feuchtmayer, Konstanz 1996.
Knapp Ulrich: Salem. Die Gebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei und ihre Ausstattung. Band 11 der Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg. Esslingen 2004.
Knapp, Ulrich: Ehemalige Zisterzienserreichsabtei Salem, Kunstführer, Regensburg 2007.
Lehmann, Edgar: Bibliotheksräume des Barock, Berlin 1996.

Links:
http://www.schloesser-magazin.de/de/salem/Startseite/341792.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsabtei_Salem
http://de.wikipedia.org/wiki/Salemer_M%C3%BCnster

Anmerkungen:

[1] «Die Landesregierung ist dem Haus Baden weit entgegen gekommen, wobei man ihr zugestehen muss, dass es im Interesse des Landes liegt, die Schlossanlage, die aus einem ehrwürdigen Zisterzienserkloster hervorgegangen ist, der Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten.» Rainer Ruf: Dem Adel verpflichtet, in: «Stuttgarter Zeitung», 3. März 2009.

[2] Lützel oder Lucelle liegt im französischen Arrondissement Altkirch (Département Haut-Rhin) am gleichnamigen Grenzfluss zur Schweiz, drei Wegstunden östlich von Pruntrut. Die Abtei wird während der Französischen Revolution aufgehoben und ist heute zerstört. > Zur Seite Lützel-Lucelle.

[3] Landwirtschaftliche Aussenstellen mit befestigtem Gutshof, Kapelle und Wohnräumen für den Leiter, einem Konversen des Klosters.

[4] Auch Salmansweiler oder Salmansweyl geschrieben. Der Name Salem setzt sich erst nach der Säkularisation durch. Im Reichsdeputationshauptschluss wird 1803 dem Markgrafen von Baden die «Abtey Salmannsweiler» zugesprochen. Die neuen Besitzer verwenden dann aber ausschliesslich den sakralen Namen Salem für ihr weltliches «Schloss».

[5] Das Modell, das detailliert auch die Raumeinteilung zeigt, ist damals für die Ausführung genau so wichtig wie die Pläne. Es ist heute im Marstall ausgestellt.

[6] Dass es sich um Franz Beer II handelt, ist nicht nur auf Grund der Unterschriftenvergleiche, sondern auch durch seine Folgeaufträge in Salem gesichert. Das Kloster zieht ihn auch nach seiner 1705 erfolgen Wohnsitznahme in Konstanz noch öfters für Planungen in Salem (Unteres Tor, Bruderschaftskirche, Kapelle Maria vom Siege in Stefansfeld) bei.

[7] Der an die Kirche anschliessende Quertrakt mit Sakristei, Kapitelsaal und Bernhardusgang ist ein Umbau und eine Verlängerung des alten Konvent-Ostflügels.

[8] Der Stuck im nördlichen Teil des Bernhardusganges wird von Ulrich Knapp als Arbeit von Franz Joseph Feuchtmayer bezeichnet. Demnach müsste der Kreuzgang gegen die Kirche über sieben Jahre ohne Stuck verblieben sein, oder die unversehrten Arbeiten von 1615–1618 sind erst dann ersetzt worden.

[9] In der Kunstgeschichte Salems herrscht trotz guter Quellenlage ein fröhliches Durcheinander von Zuschreibungen und Datierungen. Albert Knoepfli schreibt das Sommerrefektorium den Schmuzers zu, Ulrich Knapp erwähnt nur Wiedemann (1661−1703). Die Datierungen der Erstellung reichen von 1699–1710.

[10] In einer Dissertation von Stephan Kaspar Bruno Klingen mit dem Titel: Von Birnau nach Salem (Bonn 1999) ist das Thema ausführlich behandelt.

[11] Darunter ist die Entfernung aller gotischen «Dekoration», das heisst der Plastik, der farbigen Fenster und der Malereien zu verstehen.

[12] Die Lebensdaten des aus Schillingsfürst stammenden Baumeistersohnes sind unbekannt. Er beendet die Lehre 1760 und ist 1772 Zeichner und Schüler des französischen Klassizisten Pierre-Michel d'Ixnard. 1773 stellt ihn Abt Anselm II. als «Bau-Director» ein. Er ist in den Jahren folgenden Jahren Leiter des klassizistischen Umbaus im gotischen Münster.

[13] Einzelne Handschriften, wie das Salemer Abtsbrevier von 1494, sind digitalisiert zugänglich und können unter folgender Adresse bei der Heidelberger Universitätsbibliothek abgerufen werden:
http://www.ub.uni-heidelberg.de/allg/benutzung/bereiche/handschriften/salem.html

[14] z. B. Fountains Abbey in Yorkshire

[15] Die Doppeltürme des Priorats Hofen überleben, weil die Württemberger die Kirche zur evangelischen «Schlosskirche» umgestalten. Die Obermarchtaler Doppeltürme verhindern, dass sich der Begriff «Schloss» der Thurn und Taxis durchsetzen kann. In Tegernsee lassen die Wittelsbacher die zu hohen Türme der Abteikirche vor ihrem königlichen «Lustschloss» durch Leo von Klenze auf ein schlossgerechtes Mass kürzen.

[16] 1773 stellt ihn Abt Anselm II. als «Bau-Director» ein. Er ist in den folgenden Jahren Leiter des klassizistischen Umbaus im gotischen Münster.

 

Salem im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und am Anfang des 19. Jahrhunderts

Salem16   Salem14   Salem15
         
1766–1774 baut der berühmte Orgelbauer Karl Joseph Riepp, der soeben die grosse Orgel in Ottobeuren estellt hat, im Münster Salem vier Orgelwerke. Die zwei grossen Orgeln des Querhauses sind seit 1809 entfernt und von der Dreifaltigkeitsorgel auf der Westempore ist nur noch der Orgelprospekt erhalten. Das Prospektgehäuse, geschaffen von Johann Georg Dirr nach einem Entwurf von Feuchtmayer, ist eine köstliche Mischung des Übergangs vom Rokoko in den Klassizismus.   Das obere Tor (im Lageplan Nr. 2) wird 1778–1779 von Baudirektor Johann Joachim Scholl, einem Schüler des Klassizisten Pierre Michel d'Ixnard, erbaut. Scholl ist auch Leiter der klassizistischen Umgestaltung der Stiftskirche («Münster»). Mit diesem Bau hält der Klassizismus auch in den Umgebungsbauten Einzug.   1789–1791 wird das neue Gymnasium (im Lageplan Nr. 5b) nach Entwürfen des Laienbruders Wilhelm Kleinheinz errrichtet. Es ist ein fortschrittlicher Bau mit Aufenthalts- und Unterrichtsräumem in den beiden Stockwerken und Schlafsälen der internatschüler im Dach. Es dient heute als markgräfliches Rentamt.
Salem1804   Salem1820
Johann Sebastian Dirr datiert seine Gouache der Klosteranlage Salem mit 1804. Die Ansicht aus Südwesten zeigt im Vordergrund zwei Zisterziensermönche und eine Gruppierung von Offizieren und Sodaten in den Uniformen der österreichischen Armee. 1804 ist der Salemer Konvent allerdings aufgelöst und österreichische Truppen sind schon 1800 der napoleonischen Koalitionsarmee gewichen. Das Bild zeigt einen bereits vergangenen Zustand um 1800, mit dem markanten Glockenturm als Wahrzeichen der Abtei. Im Hintergrund ist Schloss Heiligenberg zu erkennen, rechts liegt Stefansfeld mit der Kapelle Maria vom Siege.

Bildquelle: Kolorierte Fotographie nach einem Gouachebild von J. S. Dürr, 1804. Original im Plattenarchiv GLA 30 x 40 Nr. 19
Bildgröße 24 x 38 cm, Träger 38,5 x 49 cm. Original verschollen.
(Schefold 32833).
  Ein Aquarell um 1820 zeigt die nun als Residenz dienende Klosteranlage aus Südosten. Der Schlosscharakter ist allerdings erst mit dem 1807 erfolgte Abbruch des gewaltigen Vierungsturmes entstanden.
Bildquelle: Wikipedia
  Ehemalige Zisterzienser-Reichsabtei Salem  
  Salem1  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Salem
Baden-Württemberg D
Reichsabtei Salem
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1697
Bauherr und Bauträger
Leer  Abt Emanuel Sulger (reg. 1680–1698)

ok  Abt Stephan I. Jung (reg. 1698–1725)

leer  Abt Constantin Miller (reg. 1725–1744)

ok  Abt Anselm II. Schwab (reg. 1746–1778)
 
  Der Nordflügel der Prälatur ist die Empfangsseite des Klosters. Zwischen ihm und der gotischen ehemaligen Stiftskirche (rechts) gelangt man zum Novizengarten.   pdf  
   
Salem2
Einblick in den Novizengarten und zum Mittelrisalit des Südflügels.  
   
SalemEtappen
Im Lageplan sind die Etappierungen der noch bestehenden Gebäude dargestellt. Die wichtigsten Gebäude sind in der Legende erläutert. Bitte anklicken!  
SalemGrundrisse
Ein Ausschnitt aus dem Lageplan zeigt die innere Raumeinteilung der barocken Neubauten 1697–1705.  
SalemBesitz
Der Besitz der Zisterzienserabtei Salem (Stadthöfe, Grangien, städtischer Besitz und Kernbesitz) in der näheren Umgebung der Abtei.  
SalemHerrschaft
Das Herrschaftsgebiet der Abtei Salem aufgrund der «Mappa» 1767, übertragen in die Dufourkarte von 1855. Die nicht zum Kernland gehörenden Herrschaften Owingen und Urnau sind in hellerem Gelb markiert.  
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Der Chor der ehemalige Stiftskirche, auch Münster genannt, vom Novizengarten gesehen. Das hochgotische sakrale Bauwerk des 13.–15. Jahrhunderts bleibt mit Ausnahme des schon 1807 wieder abgebrochenen Vierungsturmes in der Barockzeit aussen unverändert. Links ist der westliche Quertrakt (1698) zu sehen.  
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Vor dem Dreissigjährigen Krieg gebaut und 1688 umgestaltet, ist der untere «Lange Bau» (Pfisterei, Getreidemühle und Kornschütte) das grösste verbliebene Bauwerk dieser Zeit. Der gleichzeitige Konventneubau (1615–1618) geht nach dem Grossbrand 1697 vollständig im Neubau des Westflügels und des westlichen Querflügels auf.  
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Nach dem Brand von 1697 wird als erstes Bauwerk der Westflügel (hier vom Südwest-Pavillon gesehen) und die Hälfte des Südflügels erstellt.  
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Der östliche Kreuzgang führt von der Kirche zum Sommerrefektorium im Südflügel. Er wird heute Bernhardusgang genannt, nach dem Gemäldezyklus mit der Bernhards-Vita von Andreas Brugger, der allerdings erst 1766 entsteht. Die Stuckaturen des Wiedemann-Trupps entstehen im südlichen Teil ab 1698.  
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Auch der Akanthusstuck an der Decke des Sommerrefektoriums wird während der ersten Bauphase um 1700 erstellt und ist eine Arbeit der Schmuzer Werkstatt, wahrscheinlich von Franz Schmuzer.  
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Die dritte Bauphase umfasst den Ost- und Nordflügel des östlichen Prälaturtraktes. Im Nordflügel (oben) gelangt man von den beiden Eingangsportalen mit ihren Vestibülen zum Haupttreppenhaus. Diese Bauetappe ist 1707 unter Dach  
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Die Bibliothek im ersten Obergeschoss des Prälaturtraktes wird 1790 klassizistisch umgebaut und die Gemälde übertüncht. Geblieben ist nur der barocke Deckenstuck, um 1707/10 wahrscheinlich von Franz Joseph Feuchtmayer erstellt.  
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Der Kaisersaal im zweiten Obergeschoss des Ostflügels ist im wesentlichen ein Werk von Franz Joseph Feuchtmayer, der die Stuckausstattung 1708–1709 zusammen mit seinem Stiefvater Johann Pöllandt erstellt. Die Gemälde stammen vorwiegend von Franz Carl Stauder.  
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1708 wird die neue Klosteranlage in einer Vogelschauansicht des Augsburger Stechers Fridrich veröffentlicht. Der Stich basiert auf dem Idealplan von Franz Beer II. Während das Kloster und die Umgebung dem gebauten Zustand entsprechen, ist die Bruderschaftskirche nördlich der Münsters eine später nicht verwirklichte Planung.

Quelle: Getuschte Originalfederzeichnung Christoph Lienhardt, pict. Ubeling delin.
Bildgröße 31,3 x 40,5 cm, Passepartout 49,5 x 69,7 cm (Schefold 32819). Original in Generallandesarchiv Karlsruhe. Veröffentlicht als Stich im Apiarium Salemitanum, Prag 1708.
 
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Der zweite Entwurf von Franz Beer II für die Bruderschaftskirche in Salem entsteht 1707. Sie ist eine kreuzförmige Anlage mit Doppelturmfront im Osten und einer hohen Tambourkuppel in der Vierung. Die Kirche wird nicht gebaut, stattdessen baut Beer die Kapelle Maria vom Siege im nahen Stefansfeld.
Bildquelle: Ausstellungskatalog Vorarlberger Barockbaumeister, Einsiedeln 1973.
 
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Der gewaltige Vierungsturm, der 1755–1756 von Johann Caspar Bagnato und Joseph Anton Feuchtmayer errichten, prägt die Abtei Salem nur 50 Jahre. Er wird 1807 vom neuen Besitzer abgebrochen. Erst jetzt, mit dem Wegfall des Kirchensymbols, kann die Bezeichnung einer Barockabtei als «Schloss» überhaupt breite Akzeptanz finden.
Bildquelle: Wikipedia.
 
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Das untere Torhaus (1735) ist ein Bauwerk des Maurermeisters Lorenz Rischer oder Rüscher aus Mimmenhausen. Die ursprüngliche Portalplastik von Joseph Anton Feuchtmayer ist heute nicht mehr vorhanden. Vermutlich ist die ganze Fassadenplastik von Feuchtmayer entworfen.  
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Lorenz Rischer baut 1734 auch den Marstall. Hier sind die plastischen Elemente des Bildhauers Joseph Anton Feuchtmayer noch erhalten. Auch bei diesem Gebäude dürfte Feuchtmayer für die Gestaltung der Fassade verantwortlich sein.  
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1764 stuckiert Johann Georg Dirr die Sommerabtei in der Prälatur. Der spritzig-elegante Rokokostuck bedeutet gleichzeitig auch Abschied vom Barock in Salem.