Kirchen- und Klosterbau der Zisterzienserinnen in Pielenhofen

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Für die Vorgängerbauten des heutigen Klosters Pielenhofen sind keine Bilddokumente oder Beschreibungen bekannt. Den rudimentären Angaben in der zugänglichen Literatur ist zu entnehmen, dass das Kloster ab 1692 auf mittelalterlichen Grundlagen neu erbaut wird. Dass dies nur für die Südhälfte und nicht für die Kirche zutreffen kann, soll in Vergleichen mit den wenigen erforschten Frauenzisterzen erläutert werden.

1. Allgemeines zum Bau von Zisterzienserinnenklöster
Der Bau von Frauenzisterzen setzt im deutschsprachigen Gebiet schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein. Die Anordnung der Räume folgt dem bekannten Schema der Zisterzienserklöster. Für die Kirchen der Frauenklöster gilt dieses Schema nicht, da ja bei einer Zisterzienserkirche der Chorbereich dem gleichzeitigen aktiven Gottesdienst mehrerer Mönche dienen muss, während sich die Nonnen passiv im getrennten Chor beteiligen. Auch ist die dreischiffige Kirche in Basilikaform bei Frauenzisterzen äusserst selten.[1] In der Regel ist sie im 13. Jahrhundert ein einschiffiger, flachgedeckter Raum von höchstens 12 Meter Innenbreite und von bis zu 40 Meter Länge. Die anschliessenden Konventräume können unregelmässig um einen Hof mit Kreuzgang gruppiert sein. Dieser Hof ist bei Frauenzisterzen in der Regel kleiner als bei den Zisterzienserklöstern, kann aber trotzdem ein Kreuzgangmass von bis zu 32 x 36 Meter aufweisen.[2]

Frauenzisterze

2. Lage der mittelalterlichen Kirche von Pielenhofen südlich der heutigen Kirche?
Mindestens die Südhälfte des Klostergevierts von Pielenhofen wird nach 1692 neu «auf mittelalterlicher Grundlage» errichtet. Wäre der Kirchenneubau an alter Stelle errichtet worden, ergäbe sich ein mittelalterlicher Innenhof von 26 Meter Breite und mehr als 46 Meter Länge. Dieses Massverhältnis kann bei keiner der bekannten mittelalterlichen Zisterzen beobachtet werden. Die Vermutung, dass der mittelalterliche Hof kürzer ist und mit der höchstens 15 Meter breiten Kirche nördlich abgeschlossen wird, drängt sich auf. Dies entspricht dem einfachsten Bauvorgang, der die Benutzung der alten Kirche bis zum Bezug des Neubaus erlaubt.[3]

Pius Bieri 2016

Literatur (zum Bautyp der Zisterzienserinnenklöster)
Sennhauser, Hans Rudolf: Zisterzienserbauten in der Schweiz, Band 1, Frauenklöster. Zürich 1990.
Binding, Günther und Untermann, Matthias : Kleine Kunstgeschichte der mittelalterlichen Ordensbaukunst in Deutschland. Darmstadt 2001.

Anmerkungen:
[1] Ausnahmen im oberschwäbischen Raum (Baindt 1241, Heiligenkreuztal 1319). Im heutigen Bayern sind es Wechsterswinkel (1179, Gründung vor 1141) und die Schwesternabtei Niederschönenfeld (1241, 35 x 16 Meter).

[2] Beispiel Kloster St. Mariastern in Panchwitz-Kuckau (um 1300). Weiteres Beispiel: Frauenzisterze Heiligkreuztal 30 x 30 Meter. Kreuzgang-Masse von Männerklöstern können grösser sein: Schönau bei Heidelberg (um 1230) 30 x 38 Meter; Arnsberg (um 1250) 28 x 32 Meter; Marienthal (1250) 35 x 40 Meter. Üblich sind Masse um 30 x 30 Meter (Maulbronn, Ossegg, Loccum, Altzella) oder weniger (Bebenhausen 25 x 30 Meter; Wettingen und Bronnbach 24 x 24 Meter). Selbst der Kreuzgang des Klosters Clairvaux (um 1170) erreicht nur 38 x 38 Meter.

[3] So ebenfalls in Bellelay, Disentis, Neresheim, Obermarchtal, Wiblingen. 

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