Die Meister
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Jakob Engel (1632–1714) San Vittore (Misox) Engel   Hofbaumeister 1699   1701
Hans Schönauer (um 1660–1727) Irschenberg     Hofmaurermeister 1699   1701
Christian Handschuher (1651–1731) Unterbergen     Bildhauer 1700   1700
Vitus Handschuher (1672–1703) Unterbergen     Bildhauer 1700   1701
Lorenz Koch (1661–1729) Höhenrain     Fassmaler 1701   1701
Matthias Zink (1665–1738) Donaumünster     Fassmaler 1701   1701
Oswald Onghers (1628–1706) Mechelen     Maler 1701   1701
Johann Rieger (1655–1730) Dinkelscherben     Maler 1703   1703
Georg Melchior Schmidtner (1625–1705) Augsburg     Maler 1703   1703


Eichstätt
Spital und Spitalkirche Heilig-Geist

Der geschichtliche und städtebauliche Rahmen

Bistum und Hochstift
Um 743 gründet der hl. Bonifatius das Bistum Eichstätt. Es ist ein eher kleines Bistum in der damaligen Kirchenprovinz Mainz. Die Bistumsgrenzen folgen noch heute dem mittelalterlichen Verlauf. Sie reichen von der Regnitz bis an die Donau. Klein ist auch das Hochstift, wie das gefürstete Herrschaftsgebiet um Eichstätt genannt wird. Der Fürstbischof residiert noch bis ins frühe 18. Jahrhundert auf der westlich der Bischofsstadt gelegenen Willibaldsburg. Nur die Mitglieder des Domkapitels bauen die Residenzen schon früh in der Stadt. Ihre barocken Domherrenhöfe des 17. und 18. Jahrhunderts, gebaut von Baumeistern aus Südbünden, prägen das Stadtbild entscheidend. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1802 wird die Adelsherrschaft von Fürstbischof und Domkapitel beendet. Das Hochstift wird 1806 dem neugeschaffenen Königreich Bayern einverleibt.[1]

Stadtgestalt um 1700
Eichstätt ist eine Stadt auf mittelalterlichem Grundriss. Ihre von der Topografie beeinflusste Gestalt erreicht sie schon im 15. Jahrhundert. Der Verlauf der Altmühl und die umliegenden Höhen bestimmen die Ausdehnung und Struktur des Stadtraums. Dieser formt sich kreisförmig um den Dom und der nahe gelegenen und 1818 abgebrochenen Kollegiats-Pfarrkirche Unserer Lieben Frau. Nach Norden, das Benediktinerinnenkloster St. Walburg umfassend, dehnt sich die Westenvorstadt aus. Sie folgt der Ausfallstrasse nach Weissenburg. Als westlicher Brückenkopf liegt, ausserhalb der Stadtmauern, die Spitalvorstadt am Weg zur Willibaldsburg. Ihren Namen erhält sie vom seit 1254 an der Brücke befindlichen Gebäudekomplex des Heilig-Geist-Spitals.
Ein weiteres Stadttor führt zur Ostenvorstadt, die sich entlang der Ausfallstrasse nach Kipfenberg und Ingolstadt bildet. 1624 wird die Stadt von schwedischen Truppen in Brand gesteckt. Erst nach dieser Katastrophe entstehen die das Stadtbild prägenden barocken Bauten, fast immer als rücksichtsvolle Eingriffe in die mittelalterliche Stadtstruktur. Man würde dies heute als Stadtreparatur bezeichnen. Strassenzüge und Plätze, die ganze erhaltene Bausubstanz und selbst die alten Grundstückgrenzen finden Beachtung. Auch der Mauerzug der Stadtbefestigung bleibt intakt. Grössere Neubauten entstehen nach dem Dreissigjährigen Krieg nur noch ausserhalb der Stadtmauern in der Ostenvorstadt.

Das Spital und die Spitalkirche zum Heiligen Geist

Mittelalterliche Spitalgründung

Schon seit dem 11. Jahrhundert führt eine Brücke vom städtischen Dombezirk zum rechten Ufer der Altmühl. Spätestens im 15. Jahrhundert ist die Spitalbrücke, wie sie später genannt wird, eine mehrbogige Steinbrücke.[2]
1254 stiftet Graf Gebhard VI. von Hirschberg das erste Spital mit einem Gotteshaus direkt neben der Brücke. Die Stiftung wird den Spitalbrüdern vom Heiligen Geist übergeben, die das Spital bis ins 16. Jahrhundert betreuen. Die Wandlung zum Altenspital städtischer Bürger und das damit verbundene Pfründenwesen führen schon im Spätmittelalter zur vermehrten Dominanz des Domkapitels. 1451 lässt Bischof Johann II. von Eych die Spitalgebäude neu bauen.  1549 halten sich ausschliesslich Pfründer im Spital auf. Die Pfründerordnung nennt 31 Pfründer, nämlich zehn gestiftete, elf «um Gottes Willen» und zehn gegen Bezahlung. Die noch ostorientierte Kirche des 13. Jahrhunderts, die neuen Gebäude des Spitals und die mehrbogige Spitalbrücke sind in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493 und in Wolfgang Kilians Stadtansicht von 1628 zu sehen.

Eichstaett1493   Heiliggeist_1628   Heiliggeist_1756
Stadtansicht aus Süden in Hartmann Schedels Chronik, Nürnberg 1493, Blatt CLXII. Schedel zeichnet die 1451 gebaute und 1634 zerstörte Kirche am Brückenkopf.

Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
  Das Heilig-Geist-Spital vor den Zerstörungen des Dreissigjährigen Krieges, von Süden gesehen. Ausschnitt aus der Stadtansicht «AICHSTADIUM – AYCHSTÄTT» von Wolfgang Kilian 1623 (3 = Spitalkirche, 4 = Spital). Die nach Osten orientierte Kirche entspricht noch dem Bauwerk in Schedels Chronik.
Quelle: Ausstellungskatalog 2013.
  Das Heilig-Geist-Spital aus Süden, als Ausschnitt aus der Vogelschau Eichstätts im Fussstück des Hochstiftskalenders 1758. Stich von Klauber in Augsburg, nach einer Zeichnung von Maurizio Pedetti und Johann Michael Franz. Dargestellt sind die 1701 neugebauten Gebäude, die derart 1814 (siehe Lageplan oben) noch unverändert bestehen. Quelle: Ausstellungskatalog 2013.

Stadtbrand 1634 und städtischer Wiederaufbau ab 1650
Noch um 1613/15 werden die Süd- und Westflügel des Spitals um- oder neu gebaut.[3] Als 1634 Eichstätt von schwedischen Truppen gebrandschatzt wird, fallen auch die Gebäude des Heilig-Geist-Spitals dem Feuer zum Opfer. Der städtische Wiederaufbau beginnt nach dem Ende des Dreissigjährigen Krieges infolge der zerrütteten Finanzen des Hochstifts zwar langsam, aber zielgerichtet mit den notwendigen Versorgungseinrichtungen, den Bedürfnissen der Kirche und des Domkapitels. So wird erst 1685 mit finanziellen Anreizen auch der Wiederaufbau der Bürgerhäuser gefördert. Den Wiederaufbau dominieren jetzt welsche Baufachleute aus Südbünden. Hofbaumeister ist einer der ihren, Giacomo Angelini. Er nennt sich hier Jakob Engel.[4] Trotz des fortschreitenden Wiederaufbaus sind aber auch 50 Jahre nach der Brandkatastrophe grössere Bereiche der Stadt noch immer Brandstätte. Dazu zählen Teile  des Heilig-Geist-Spitals mit der Kirche.[5]

Stiftung des Fürstbischofs Johann Martin von Eyb
Eine Stiftung des seit 1697 regierenden Fürstbischofs Johann Martin von Eyb[6] ermöglicht einen Neubau und dank der jährlichen Zinsen von 2625 Gulden auch den späteren Betrieb des Spitals.[7] 1698 erteilt der Fürstbischof seinem Hofbaumeister Jakob Engel den Auftrag für die Planung und Bauvorbereitung. Engel legt Projektvarianten vor, davon eine, welche die Kirche und den Spitalneubau nach Süden orientiert. Diese wird vorgezogen, weil der Bau «damit länger und majestätischer würde und weil man durch das Portal direkt von der Spitalbrücke auf den Altar sehen könne».[8]

Neubau von Kirche und Spital 1699–1701
Am 25. Januar 1699 wird mit dem Bau des einheitlichen Baukörpers von Kirche und Spital begonnen. Die Ausführung übernimmt der Hofmaurermeister Hans Schönauer.[9] Bildhauer sind Christian Handschuher und sein Sohn Vitus.[10] Das Portal stammt von den Steinmetzen Johann Schröll und Georg Rössler.[11] Der Bau schreitet schnell voran. Im Frühjahr 1701 ist das Gebäude gedeckt. Der anschliessende Gewölbebau in der Kirche fordert drei Tote, weil beim Ausschalen eine Gewölbepartie einstürzt. Aber schon im Herbst kann der Hochaltar aufgerichtet werden. Altarbauer ist Johann Jakob Bochler,[12] Vitus Handschuher ist Bildhauer, die Fassungen erstellen Lorenz Koch[13] und Matthias Zink.[14] Das Hochaltarblatt liefert der würzburgische Hofmaler Oswald Onghers.[15] Auch die beiden Seitenaltäre der gleichen Meister sind im Herbst 1701 aufgerichtet, wie die Weiheurkunde berichtet. Nur die Altarblätter werden erst 1703 geliefert. Das Altarblatt des evangelienseitigen Marienaltars ist ein Werk von Johann Rieger.[16] Dasjenige des epistelseitigen Elisabethenaltars malt Georg Melchior Schmidtner.[17]
Am 13. November 1701 wird die fertiggestellte Kirche geweiht. Die Inschrift über dem Hauptportal nennt das Fertigstellungsdatum 1703.

Gebäudeeinheit von Kirche und neuem Spital
Der neue, städtebaulich gut gelöste Brückenkopfbau vereint den südlichen Wohnteil mit der Kirche in architektonisch überzeugender Weise unter einem Dach. Der dreigeschossige und fünfachsige Wohntrakt umgreift mit seinen Oratorien den Altarraum der Kirche.[18] Am Aussenbau bindet Engel die beiden Gebäudeteile geschickt zusammen, indem er die Dreigeschossigkeit des Wohnteils an der Kirche weiterführt. Diese ist durch toskanische Pilaster in drei Felder gegliedert. In den äusseren Feldern führt er die Dreigeschossigkeit weiter, verzichtet aber auf Geschossbänder. Nur das grosse Rundbogenfenster im mittleren und breiteren Feld der Fassade zur Altmühl und der dachreiterähnliche Frontturm betonen den Sakralbau.

Die Spitalkirche

Der Innenraum der Kirche
Dem Mittelfeld der oben beschriebenen Altmühl-Fassade entspricht im Grundriss der östliche Kreuzarm eines griechischen Kreuzes mit der quadratischen Vierung von 8 x 8 Meter. Die Spitalkirche ist damit eine der wenigen Kreuzbauten des Früh- und Hochbarocks im süddeutschen Raum. Bei ihr fehlt aber die überkuppelte Vierung.[19] Sie ist zwar überwölbter Hauptraum der Kirche, Engel zieht aber über alle Kreuzarme und auch über die Vierung ein Tonnengewölbe, das in den Längsachsen die gleiche Scheitelhöhe aufweist. Er trennt die Tonnen mit Gurtbögen. Damit ist die Vierung mit einem Kreuzgewölbe überspannt. Die Kreuzarme haben Stichkappengewölbe. Die Grate sind mit Stuckprofilen betont. Mit Ausnahme des Pfeilergebälks und wenig Rahmenwerk sind keine weiteren Stuckaturen vorhanden. Einziger Schmuck sind die wandfesten Ausstattungen, die Altäre und die Kanzel.

Die Kirchenfront
In der dreiachsigen Schaufassade zur Strasse führt Engel die Pilastergliederung der Altmühlseite fort. Über dem Gebälk setzt er einen Blendgiebel mit geschweifter Attika an. Dem durchbrochenen Frontispiz erwächst ein massiver Turm. Dieser ist heute ein klassizistisches Holzbauwerk von 1834. Der vorherige barocke Giebelreiter ist noch mit einer Zwiebelhaube bekrönt. Die Fassade ist vor allem dank ihrer Muschelnischen mit den Steinfiguren in den Seitenfeldern[20] und dem Mittelportal mit dem Wappenschild des Fürstbischofs Johann Martin von Eyb sehenswert.

Einrichtungen
Die Altäre, vielleicht auch die Kanzel, sind anlässlich der Einweihung Ende 1701 vorhanden. Die klassische Eleganz der hochbarocken Arbeiten überrascht. Die Goldfassung der Bildhauerarbeiten kontrastiert zur schwarzblauen Fassung der Retabelarchitektur. Die gleichen Meister prägen auch die Kanzel. Die Entwürfe werden Jakob Engel zugeschrieben.

Hochaltar
Das mächtige Hochaltar-Retabel von 13 Meter Höhe ist eine Ädikula mit Doppelsäulen und einem Oberstück in gesprengtem Giebel. Das grosse Altarblatt von Oswald Onghers stellt die Herabkunft des Heiligen Geistes dar. Links baut Onghers ein Selbstbildnis mit seinem Sohn ein.

Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre sind einfache Säulenretabel. Das Blatt des linken (evangelienseitigen) Altars ist ein Werk von Johann Rieger. Die Immaculata blickt, auf der Kugel mit der Schlange stehend, zum Heiligen Geist auf. Sie wird als Beschützerin Eichstätts dargestellt, denn unter der züngelnden Schlange ist die Südansicht der Stadt mit der Willibaldsburg zu sehen.
Das Bildthema des rechten (epistelseitigen) Blattes von Georg Melchior Schmidtner ist die almosenspendende hl. Elisabeth von Thüringen.

Abschlussgitter
Das Gitter unter der Empore ist eine reiche Schmiedearbeit, vermutlich von Hofschlosser Melchior Schmiz gestaltet.[21] Leider dient es heute zur Fernhaltung der Kirchenbesucher.

Orgel
1797 wird die Reparatur der Heilig-Geist-Orgel durch den Eichstätter Orgelbauer Franz Xaver Eckerle vermeldet. Über diese barocke Orgel ist nichts bekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts baut August Wilhelm Bittner eine neue Orgel mit 9 Registern ein. Sie wird 1971 durch eine lieblos gestaltete Freipfeifenorgel Orgel mit 10 Registern ersetzt.

Reparaturen und Restaurierungen
Erste «Ausweissungen» und Reparaturen werden 1762, 1770 und 1783 vermerkt. Eine 1883 durchgeführte Renovation gibt der Kirche das damals übliche dunkle Neorenaissance-Kleid. 1936 wird es übertüncht. Wegen der fehlenden Stuck- und Freskenausstattung richten diese Renovationen vermutlich keinen Schaden an. Erst die 1945 erfolgte Sprengung der Spitalbrücke zerstört Dachdeckung und Fenster und beschädigt die Einrichtungen. Sicherungsmassnahmen folgen. Eine erste Restaurierung, auch der Altäre, erfolgt 1971. Die letzte umfassende Innen- und Aussenrestaurierung wird 1990–1995 vorgenommen. Alle Restaurierungs-Dokumentationen sind nicht publiziert.

Die Gebäude des Spitals
Gebäudenummerierung siehe Lageplan

Der Neubau von 1699–1701 und die westlichen Altbauten
Der dreigeschossige, mit der Kirche zu einem kompakten Baukörper zusammengefasste Spitalbau [2] wird 1703 in Betrieb genommen. Er ist anfänglich zum Teil, später vollständig Pfarrhof. An der Westseite des Neubaus von 1701 bilden zweigeschossige Pfründner- und Verwaltergebäude ein klosterähnliches Ensemble, das um einen Innenhof gruppiert ist. Es handelt sich um Bauten des alten Spitals, die an den Neubau von 1701 angeglichen werden. Vor allem der breite, nach Westen vorstossende Gebäudeteil [3.1] ist ein schon vor dem Stadtbrand gebautes Gebäude. Noch 1924 kann die Jahreszahl 1613 am hofseitigen Giebelaufzug abgelesen werden. Auch der mit dem Neubau verbindende Südflügel steht schon 1615. Der nordseitige Strassenflügel [3.2] wird hingegen neu erstellt. Gleichzeitig mit der Kirche oder nur wenig später, vielleicht noch unter dem Hofbaumeister Jakob Engel gebaut, ersetzt er die 1634 zerstörten Altbauten.

Zerstörungen in moderner Zeit
Keines der oben beschriebenen Gebäude ist heute erhalten. Nur der an die Kirche anschliessende Wohnbau [2] könnte in seiner Aussenhülle noch ursprünglich sein.[22] Dank einer gelungenen denkmalpflegerischen Intervention sind heute die Fassaden wieder in der ursprünglichen Qualität vorhanden. Anders ist das Schicksal der westlichen Altbauten um den Innenhof. 1967 wird der Nordflügel [3.2] durch einen Neubau ersetzt, der in keine Weise auf den schlichten Vorgängerbau Bezug nimmt.[23] West- und Südflügel des 15./17. Jahrhunderts [3.1] werden in den 1970er-Jahren ebenfalls abgebrochen und durch Neubauten ersetzt, die nur in der Grobform noch die alten Gebäude erahnen lassen. Innerhalb weniger Jahre wird damit eine über Jahrhunderte gewachsene Struktur zerstört und durch Bauten von äusserst bescheidenem Niveau ersetzt.

Erweiterungen
Schon 1899 wird in Verlängerung des Westflügels eine erste grössere Erweiterung angehängt. [3.4] 1973 wird sie durch einen Neubau ersetzt.[24] Eine weitere Erweiterung, im Süden 1961|62 an den Bau von Jakob Engel angehängt, der sogenannte «Altmühlbau»,[3.5] ist ebenfalls dreigeschossig. Dieses Gebäude der 1960er-Jahre ist dank dem Verzicht auf das Sockelgeschoss, seiner schlichten Architektur und dank einer neueren Renovation wenig störend. Es soll aber in nächster Zeit wieder durch einen Neubau ersetzt werden. Man kann nur hoffen, dass dann die Qualität der neuesten Erweiterung von 2008 erreicht wird.[3.6] Zurückversetzt, parallel zur starkbefahrenen Ingolstädter Strasse gebaut, bildet dieser Neubau heute den einzigen Lichtblick in den unübersichtlichen und kaum dokumentierten Eingriffen im Ensemblebereich des Heilig-Geist-Spitals.[25]

Pius Bieri 2017


Literatur:

Suttner, Joseph Georg: Notizen über Kirchen und Altäre in Eichstätt, in: Pastoralblatt des Bistums Eichstätt, Nr. 30 und 31, Eichstätt 1863.
Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken, Band I, Stadt Eichstätt. München 1924.
Buchner, Franz Xaver: Das Bistum Eichstätt, Band I., Eichstätt 1937
Wittig, Alois (Hrsg.): Heilig-Geist-Spital Eichstätt, Eichstätt 1978.
Fiedler, Rembrant: Graubündner Bauleute im Hochstift Eichstätt, in: Graubündner Baumeister und Stukkateure, Lugano 1997.
Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt (Hrsg.): Eichstätt – Stadtansichten des 15. bis 19. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog 2013.


Web

Kloster Heilig-Geist Eichstätt, Geschichte (Stand 5. Januar 2017).

Anmerkungen:

[1] 1817–1833 dient Eichstätt der Versorgung des Prinzen Eugen Beauharnais, dem Stiefsohn Napoleons und Schwiegersohn des Königs von Bayern. Es wird in diesen Jahren als Fürstentum Eichstätt geführt.

[2] Siehe ihre erste Abbildung in Schedels Weltchronik 1493. Die mehrbogige Brücke wird zusammen mit dem Spitaltor 1673 neu gebaut. Diese Einheit wird 1817 durch den Abbruch des Spitaltors zerstört. Auch die Brücke wird 1884 abgebrochen, um einer Eisenfachwerk-Konstruktion Platz zu machen. Die unpassende Metallkonstruktion wird schon 1928 ersetzt, aber 1945 vor dem Einrücken der Alliierten von der SS gesprengt. Die heutige Betonbrücke mit zwei flachen Segmentbogen und der Nepomukstatue von 1723 besteht erst seit 1983. Sie ist demnach die vierte Brücke der nachbarocken Zeit.

[3] An den erst 1976 abgebrochenen Gebäuden sind die Jahreszahlen 1613 und 1615 an Tor und Dachaufzug in den Steingewänden enthalten. Nur bei grösseren Umbauten und Neubauten sind Jahreszahlen üblich.

[4] Jakob Engel (1632–1714), auch Giacomo Angelini, aus San Vittore im Misox. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[5] Nicht alle Gebäude werden 1634 völlig zerstört, wie die Jahreszahlen am Süd- und Westflügel zeigen. Diese massiven Gebäude sind bis spätestens 1657 wieder bewohnt . 

[6] Johann Martin von Eyb (1630–1704), Fürstbischof von Eichstätt 1697–1704. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[7] Die Stiftung ist noch heute als öffentlich-rechtliche «Eyb'sche Heilig-Geist-Spital Stiftung» Trägerin des inzwischen vor allem als Pflegeheim dienenden Ensembles des Heilig-Geist- Spitals.

[8] «dass man gleich im vorbey gehen von der spitall Pruckh hinein auf den Altar geradt sehen kundte, dadurch grössere Andacht bey den vorbeygehndte erwecken dürfte, das nit geschah wann der altar wie zuvor gewendt läge». Suttner (1863) bezeichnet diese Notiz der Bauzeit als «pium desiderium», das Absicht geblieben ist.

[9] Hans Schönauer (um 1660–1727). Siehe die Wikipedia-Biografie.

[10] Christian Handschuher (1651–1731) aus Unterbergen. Zu ihm siehe die Biografie in der Wikipedia). Von ihm sind die Bildhauerarbeiten an der Nordfassade, mit Ausnahme der Statue des hl. Martin, der ein Werk des Sohnes Vitus ist. Vitus Handschuher (1672–1703) ist auch als Bildhauer am Hochaltar tätig. Zu ihm siehe die Wikipedia-Biografiie.

[11] Von Johann Schröll und Georg Rössler sind keine Lebensdaten bekannt.

[12] Johann Jakob Bochler aus Eichstätt. Seine Lebensdaten sind unbekannt.

[13] Lorenz Koch (1661–1729) aus Höhenrain, Hofmaler in Eichstätt. Siehe zu ihm die Wikipedia-Biografie.

[14] Matthias Zink (1665–1738) aus Donaumünster. Siehe zu ihm die Wikipedia-Biografie.

[15] Oswald Onghers (1628–1706) aus Mechelen, seit 1663 fürstbischöflicher Hofmaler in Würzburg. Siehe die Biografie in der Wikipedia.

[16] Johann Rieger (1655–1730) aus Dinkelscherben. 1680–1683 Geselle bei Johann Georg Knappich in Augsburg. Er erwirbt nach einem Italienaufenthalt 1696 die Meistergerechtigkeit in Augsburg und wird 1710 zum ersten katholischen Direktor der Akademie ernannt.

[17] Georg Melchior Schmidtner (1625–1705) aus Augsburg. Nach längerem Italienaufenthalt ist er ab 1664 in Augsburg tätig. Seine Gestaltungsweise klingt an Johann Christoph Storer, später an Johann Heinrich Schönfeld an. Siehe auch die Wikipedia-Biografie.

[18] Der Anbau soll gemäss Denkmalliste ein «Neubau in historischer Gestalt» sein. Wikipedia schreibt: «1886 wurde an die Kirche ein viergeschossiger Anbau unter Nachahmung der Engel'schen Fassadengestaltungen errichtet». Die Quelle für diese Aussagen ist unbekannt. Weder bei Felix Mader (1924) noch in der Schrift «Heilig-Geist-Spital Eichstätt» (Hrsg. Alois Wittig, Eichstätt 1978) ist derartiges erwähnt. Buchner (1937) meldet in seiner detaillierten Auflistung aller Massnahmen für das Jahr 1886 nur die Einführung der Ordensschwestern ins Spital. Der Grund für einen völligen Neubau in gleicher Grösse wäre auch schwer nachvollziehbar, denn mit dem Übergreifen in die Kirche müssten alle alten Geschosshöhen eingehalten werden, und mit der zusätzlichen Übernahme der Fensterachsen ist selbst eine neue Grundrisseinteilung unmöglich.

[19] Der Grundriss des griechischen Kreuzes in seiner strengen geometrischen Form ist im süddeutschen Früh- und Hochbarock eher selten. Er basiert auf der italienischen Renaissance und wird mit dem Übergreifen des böhmischen, kurvierten Spätbarocks nach 1700 noch seltener. Es sind vor allem Landsleute von Jakob Engel, die das griechische Kreuz, allerding immer mit Vierungskuppel, anwenden. Hans Alberthal baut 1629–1630 die Bruderschaftskapelle in Binswangen. Giovanni Antonio Viscardi baut 1681–1685 die Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes auf dem Burgstall von Kissing bei Augsburg. Antonio Riva baut 1691 in Vilshofen die Wallfahrtskirche Maria Hilf. Alle diese Baumeister sind Landsleute von Jakob Engel. Ausserhalb dieser Gruppe ist die Kreuzkapelle in Sameister zu nennen, die Johann Jakob Herkomer 1685 baut. Auch in Böhmen entstehen Kirchen auf dem Grundriss des griechischen Kreuzes. So baut Jean-Baptiste Mathey 1679–1688 die Kreuzherrenkirche in Prag.

[20] Hl. Willibald und hl. Walburga im linken Feld, hl. Elisabeth und hl. Martin im rechten Feld. Alle Figuren von Christian und Vitus Handschuher.

[21] Melchior Schmiz († 1748) aus Siegburg im Herzogtum Berg, heiratet 1695 die Witwe des Hofschlossers Benedikt Buzer.

[22] Siehe dazu die Anmerkung 18.

[23] Der Neubau nimmt weder in Volumen noch Dachneigung Bezug auf den Altbau, wie der Ansatz an der Kirchenfassade zeigt. Die naive Feststellung, dass man den Neubau 1967–1969 mit Rücksicht auf die Kirche in den alten Dimensionen und Formen errichtet habe und «er heute nicht ohne weiteres als Neubau erkennbar ist» (Friedrich F. Haindl 1978) zeigt, wie wenig Sachverstand schon damals dem Publikum zugetraut wird.

[24] 1998 durch Architekturbüro Haindl, München saniert. Das Büro ist offenbar auch für die gleichzeitigen Sanierungen seiner Neubauten von 1967–1978 verantwortlich.

[25] Architekten Diezinger und Kramer, Eichstätt. Architekt Norbert Diezinger ist 1982–1988 Projektarchitekt bei Karljosef Schattner.


 

 



  Spital und Spitalkirche Heilig-Geist in Eichstätt  
  Heiliggeist_A1  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Eichstätt,
Bayern D
Fürstbistum Eichstätt
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Eichstädt   1699
Bauherr und Bauträger
Eyb  Fürstbischof Johann Martin von Eyb
      reg. 1697–1704)
 
 
  Die Heilig-Geist-Kirche mit Spital. Vorne der Baukörper von 1699/1701, anschliessend die modernen Erweiterungen entlang der Altmühl. Foto: Bieri 2018.   pdf  
   
Heiliggeist_Gitter
Der Wappenschild des Fürstbischofs von Eyb am schmiedeeisernen Eingangsgitter.  
   
Heiliggeist_Plan1814
Gebäudeplan von Eichstätt in der barocken Stadtgestalt, wie sie 1814 noch intakt ist. Hervorgehoben (6) ist die damalige Ausdehnung des Heilig-Geist-Spitals und seine Lage als westlicher Brückenkopf. Gegenpol am südöstlichen Stadtrand bildet das Jesuitenkolleg (1) . Für Planlegende und Vergrösserung bitte anklicken.  
Heiliggeist_Lage1814
Lageplan der Spitalgebäude und ihrer Umgebung am Ende der Barockzeit. Bis zum Bau der Eisenbahn (heute die Bundesstrasse B13) bleibt die Umgebung auf der Insellage zwischen den zwei Altmühl-Armen intakt. Erst in den 1960er-Jahren werden die um den westlichen Innenhof gruppierten Gebäude durch Neubauten ersetzt. Die heutige Gebäudestruktur ist rot punktiert eingetragen.  
Heiliggeist_1924
Jakob Engel baut die Kirche als Zentralraum in Kreuzform. Deutlich ist dies im Grundriss zu sehen. Im Längsschnitt ist der Übergang zum Wohnbau mit den Oratorien dargestellt.
Bildquelle: Felix Mader in Kunstdenkmäler von Bayern, Stadt Eichstätt, 1924.
 
Heiliggeist_A3
Die Ostfassade der Spitalkirche und des Spitalgebäudes von 1701, gesehen von der Altmühlbrücke. Foto: Bieri 2015.  
HeiligGeistA4
Die nordseitige Strassenfassade, ursprünglich mit einem integrierten massiven Frontturm, der 1834 durch das klassizistische Holzbauwerk ersetzt wird.
Foto: Bieri 2018.
 
EichstaettHeiligGeistA5   EichstaettHeiligGeistA6
Die vier Nischenfiguren der Strassenfassade sind Bildwerke von Vater und Sohn Handschuher. Sie sind (seit 1945?) stark lädiert. Zur Erläuterung bitte vergrössern.  
Heiliggeist_A2
Die Kirche von Westen, mit dem 1969 neu gebauten Nordflügel im Vordergrund. Er stimmt leider weder in Form noch Lage mit dem Altbau überein. Vergleiche den alten Dachansatz an der Kirchenfassade! Im Hintergrund ist, jenseits der Altmühl-Brücke, die Dom-Westfassade sichtbar.
Foto: Bieri 2018.
 
Heiliggeist_1900
Der ursprüngliche Nordflügel auf einer Postkarte um 1900, als Vergleich. Er ist fassadenbündig und hat ein bedeutend steileres Dach als der Neubau von 1969.  
Heilig_Geist_Innen5
Der Kirchenraum mit der Altar- und Kanzelausstattung von 1701–1703.
Foto: Bieri 2018.
 
Heiliggeist_Hochaltar
Der Chor mit dem mächtigen Hochaltar. Oratorien und Durchgänge begrenzen den Raum. Das hochbarocke Säulenretabel nach Entwurf von Jakob Engel ist ein Werk des Altarbauers Jakob Bochler und des Bildhauers Vitus Handschuher. Fassmaler sind Lorenz Koch und Matthias Zink.
Foto: Bieri 2018.
 
HeiligGeistInnen1A
Der Würzburger Hofmaler Oswald Onghers liefert 1701 das grosse Altarblatt mit der Darstellung des Pfingstwunders. Am linken Rand der Apostelschar (Ausschnitt) malt er ein Selbstbildnis mit seinem Sohn.
Foto: Rensi by Wikipedia 2010.
 
Heiliggeist_Marienaltar
Auch der Marienaltar ist 1701 schon gebaut. Der Augsburger Akademiedirektor Johann Rieger liefert 1703 das Altarblatt. Maria wird als Immaculata und als Schutzpatronin Eichstätts dargestellt. Eine Sternengloriole rahmt ihr Haupt. Putten reichen ihr Lilie und Blütenkranz. Sie steht auf der Mondsichel und zertritt die sich windende Schlange, welche die Form eines geflügelten Drachens aufweist. Darunter ist, stark abgedunkelt, die Stadt Eichstätt zu erahnen.
Foto: Bieri 2018.
 
Heiliggeist_Katharinenaltar
Der westliche Seitenaltar ist der hl. Elisabeth von Thüringen geweiht. Der Augsburger Maler Georg Melchior Schmidtner stellt sie am Fuss der Wartburg bei der Spende an die Bedürftigen dar. Foto: Bieri 2018.