Antonio Petrini (1621/25–1701)

Würzburger Baumeister am Ende des 17. Jahrhunderts

Trentino, Veltlin oder Tessin? 1621, 1625 oder 1631?
Gemäss einem Eintrag im Würzburger Sterberegister, der 1701 für Antonio Petrini das Alter von 76 Jahren nennt, müsste sein Geburtsjahr 1624 oder 1625 lauten.[1]
Nach alter Leseart ist er aber 1620 oder 1621 in Lasino im Cavedine-Tal bei Trento geboren.[2] Grundlage dieser Herkunftsangabe ist die Nennung von Petrini als «Antonium Petrini Tridentinum» in einem Schreiben eines Würzburger Jesuitenpaters. Dies könnte ein Hinweis auf die Herkunft Petrinis aus dem Trentino sein, es dürfte aber eher den üblichen, meist unverbindlichen und geografisch fast immer ungenauen Herkunftsangaben für die im Norden tätigen «Italiener» entsprechen, wie sie noch heute sorglos in der Kunstgeschichte übernommen werden. Vielleicht ist auch nur die Herkunft aus einem tridentinisch reformierten Bistum gemeint.[3]
Die Schwächen der Argumente der Herkunft aus Lasino sind derart offensichtlich, dass später auch Bormio oder Worms im damals graubündnerischen Veltlin als Heimat Petrinis vermutet werden.[4]
Ein Giuseppe Antoni Petrini aus Carona bei Lugano ist vor allem um 1700 ein im Veltlin bekannter Maler. Eine neuere Forschung verweist die Herkunft Petrinis in die damalige eidgenössische Vogtei Mendrisio[5]. Die Familie Petrini ist hier im frühen 17. Jahrhundert in mehreren Familienzweigen vertreten. Der zuerst von Ursula Stevens genannte Antonio Petrini, 1631 in eine Baumeisterfamilie geboren, würde allerdings dem Würzburger Sterberegister um sechs Jahre widersprechen.[6] Petrini unterschreibt zudem immer «Pedrini» und auch «Pedrino», dies trotz der Schreibweise Petrini in der Taufurkunde und auch in allen noch erhaltenen zeitgenössischen Akten des Hochstifts Würzburgs. Dies liesse sich aber mit der Aussprache des «t» im süddeutschen Raum erklären.
Der Nachzug von Arbeitskräften und Mitarbeitern während der Würzburger Petrinizeit aus dem Gebiet der oberitalienischen Seen und aus dem italienischsprechenden Teil Graubündens deutet aber auf die Richtigkeit einer Annahme der Herkunft Petrinis aus der Südschweiz.[7]

Petrini als Planer und Bauunternehmer
Schon in den 1650er-Jahren ist Petrini in der Region Mainz und Würzburg tätig. Kurfürst Johann Philipp von Schönborn, Fürstbischof von Mainz und Würzburg, beginnt in den Jahren nach dem Dreissigjährigen Krieg mit dem Ausbau der Festungswerke und der Wallanlagen in beiden Städten. Vorbild sind die Befestigungswerke des französischen Militärarchitekten Vauban. Für diese umfangreichen Arbeiten ist der Zuzug welscher Baufachleute höchst willkommen. Auch Petrini ist beteiligt, wie Scharold (1832) glaubwürdig und ausführlich schreibt.[8] Schon schnell bietet er als freier Unternehmer den leitenden Festungsingenieuren seine Werktrupps an. Wie Petrini arbeiten auch die in den gleichen Jahren zugezogenen Antonio Righi[9] und Paul Platz,[10] aber auch einheimische Werkmeister wie Heinrich Zimmer.[11] «Spätestens 1658» soll er im Dienst Schönborns stehen.[12] Er muss sich zu dieser Zeit als Baumeister bereits einen Namen geschaffen haben, denn 1657 liefert er Konkurrenzentwürfe für die Kreuzkapelle in Eibelstadt. Sein zweiter Entwurf ist ein freistehendes Kuppeloktogon nach klassischen italienischen Vorbildern. Eine Kommission des Domkapitels Würzburg entscheidet sich aber gegen den «welschen Baumeister Antonio». In den 1670er-Jahren wird Petrini in Würzburg ansässig. Grund ist der Grossauftrag für die Stiftskirche Haug. In diesen Jahren wird als sein «Schwager» ein Hieronymus Turra genannt.[13] 1691 ist Maria Katharina Striegler, Witwe des verstorbenen Juliusspital-Verwalters Wolfgang Striegler, als seine Ehefrau vermerkt. Die Nennung der wahrscheinlich zweiten Ehefrau erfolgt im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Wohnhauses in Würzburg, das aber nicht das erste ist. Die anderen hat er als geschäftstüchtiger Bauunternehmer wieder verkauft.
In der Regel arbeitet er jetzt als Unternehmer im Generalakkord mit Preis- und Erfolgsgarantie. Dafür stellt er jeweils einen heimatlichen Bautrupp zusammen, der im Frühjahr in Würzburg eintrifft. Er bleibt immer selbständiger Unternehmer und tritt nie in Hofdienste.

Erster italienischer Barock in Würzburg
Die Karmelitenkirche St. Maria Magdalena und St. Joseph in Würzburg gilt als der früheste Barockbau in Franken. 1654–1657 wird das alte Reuererkloster abgerissen und für die unbeschuhten Karmeliten neu gebaut.[14] Das Patrozinium St. Maria Magdalena der alten Reuererkirche wird mit dem neue Patrozinium St. Joseph ergänzt. 1662–1668 folgt der Kirchenneubau. Die in die Gassenfront eingefügte Kirchenfront ist eine Schwester der in den römischen Frühbarock weisenden Fassade von Santa Maria della Scala in Rom von 1624. Das Würzburger Bauwerk entspricht zudem dem fast standardisierten Gebäudetypus der Karmeliten und kommt in Grösse und Tektonik dem römischen Vorbild nahe. Auch in anderen Städten Süddeutschlands und Österreichs wenden die Karmeliten um 1640/60 ihren Kirchentypus an.
Grundlage der Planung in Würzburg soll ein schon 1630 vorliegender Entwurf des inzwischen verstorbenen Ordensbaumeisters Fr. Carolus a S. Josepho[15] sein. Seine Entwürfe sind nicht überliefert. Die spätere Planung der Würzbürger Karmelitenkirche lehnt sich allerdings derart streng an die Baunormen des Ordens an, dass eine frühe Vorgabe durchaus möglich ist.
Eine kaum beachtete Besonderheit der Würzburger Karmelitenkirche ist die riesige Gruftanlage, die das ganze Untergeschoss einnimmt.[16]
Alle älteren Dokumente bezeichnen Petrini als Baumeister der Kirche. Fränkische Kunsthistoriker versuchen in neuerer Zeit, nicht überzeugend und ohne einen anderen Namen zu nennen, Petrini die Urheberschaft an der Ausführung abzusprechen.[17] Sicher ist nur, dass die erste Einführung des römischen Barocks in Franken nicht Petrini zugesprochen werden kann. Dieser Verdienst gebührt dem Orden der unbeschuhten Karmeliten.

Paderborn
Obwohl Paderborn fünf Tagesreisen von Würzburg entfernt liegt, wird die dortige Franziskanerkirche Antonio Petrini zugeschrieben. Seit 1661 ist Ferdinand von Fürstenberg in Paderborn Fürstbischof. Er hält sich vorher mehrere Jahre in Rom auf und ist mit der römischen Baukunst vertraut. Als Fürstbischof fördert er den Bau der Franziskaner- und der Jesuitenkirche von Paderborn. Aber nur bei der Jesuitenkirche ist Petrini als Planer verbürgt. Der Fürstbischof lässt Petrini 1681 aus Würzburg kommen, der ihm in Paderborn ein Projekt vorstellt, dann aber wegen zu hoher Kautionsforderungen der Jesuiten auf die Ausführung verzichtet.[18] Ob er tatsächlich schon 1667–1669 auch Baumeister der Franziskanerkirche mit ihrer hervorragenden römischen Fassade ist? Sie wird ihm zugeschrieben. Zweifel wären hier eher als bei der Fassade der Würzburger Karmelitenkirche angebracht.
Gleichzeitig wird Petrini 1667 als Baumeister der Franziskanerkirche von Miltenberg genannt, die aber in ihrer Bettelordens-Schlichtheit das Gegenteil von Paderborn ist und nicht als barockes Bauwerk bezeichnet werden darf.

Thüringen
1668–1685 ist Petrini auch Baumeister in Thüringen. Im erst vor kurzem durch den Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn wieder eroberten «Kurfürstlich-Mainzischen Erfurter Staat» ist er mit grösseren Unterbrüchen fast 17 Jahre tätig. In Erfurt wird Petrini erstmals als Festungsbaumeister erwähnt. Auf dem Petersberg baut er die manieristisch rustizierte Toranlage. Auch Arbeiten für Kirchen und Klöster im Eichsfeld sind dokumentiert. Keine dieser Kirchen geht aber über einen einfachsten Saalbau hinaus.

Die Stiftskirche Haug
Im Gegensatz zur Karmelitenkirche ist der 1670 erfolgte Auftrag des Hauger Stiftskapitels für den Neubau der Stiftskirche quellenmässig verbürgt. Ohne vorangegangene und erfolgreich abgeschlossene Referenzbauten ist die Berufung Petrinis für diesen Grossbau nicht denkbar. Die Arbeiten am Festungstor von Erfurt dürften als Referenz kaum genügt haben. Einziges grösseres und den Kanoniker auch bekanntes Bauwerk wäre die Karmelitenkirche, die Petrini vielleicht noch nach Drittentwürfen baut. Bei der Stiftskirche Haug ist er Entwerfer, Planer und ausführender Baumeister. Mit diesem ersten barocken Grossbau in Franken begründet er seinen Ruhm. Er baut die im Grundriss kreuzförmige Wandpfeiler-Basilika mit einer monumentalen Doppelturmfassade von 1670 bis 1676.[19] Anschliessend erlaubt ihm das Kapitel auch den Bau der mächtigen Tambourkuppel, die 30,6 Meter über dem Gewölbescheitel und 52,4 Meter über dem Boden misst. Mit ihrer Grösse und Steilheit übertrumpft sie selbst die Kuppel von Sant' Agnese in Rom.[20] Die Kirche kann 1691 geweiht werden. Mit der Stiftskirche Haug hat Petrini eine eigenständige und stark tektonisch geprägte Umsetzung eines Kirchenbautyps des italienischen Barocks geschaffen. Über einem an mittelalterliche Kathedralen erinnernden Grundriss[21] schafft Petrini einen kraftvollen barocken Innenraum, der trotz Verlust der Ausstattung im Zweiten Weltkrieg noch immer überzeugt. Die dreigeschossige Doppelturmfront, ein in Italien unübliches Bauelement, ist wie beim barocken Salzburger Dom als Reverenz an das Vorgängerbauwerk zu verstehen. Im Gegensatz zum Salzburger Dom und auch zu anderen schon bestehenden Doppelturmfronten[22] wirkt Petrinis Fassade aber «nüchtern und trocken, derb und schwer…»[23]. Es ist eine Baumeister-, keine Bildhauerfassade. Die gewaltige Turmfassade mit ihrer Vertikalität entfaltet ihre Wirkung erst im Gesamtbild zusammen mit der geistreichen Kuppel. Die Silhouette des Petrini-Bauwerks prägt Würzburg noch heute.

Die Auftraggeber 1673–1684
Der Fürstbischof und Kurfürst Johann Philipp von Schönborn[24] stirbt 1673. Nach dem Tod des mächtigen Gestalters und ersten Förderers Petrinis regieren während zehn Jahren gleich drei Fürstbischöfe das Hochstift Würzburg, zu deren Prioritäten nicht die Förderung der Baukunst zählt. Dazu muss auch der 1675–1683 regierende Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach[25] gezählt werden, der seit 1672 auch Fürstbischof von Bamberg ist. Er pflegt einen aufwendigen Lebensstil und unterhält in Bamberg ein alchemistisches Labor. Viel wendet er für die Familienpatronage auf, vor allem für den Familiensitz Wiesentheid. Dieser Nepotismus des Fürstbischofs führt zu Aufträgen an Petrini in Wiesentheid. Er wird als Baumeister für die Pfarrkirche und die Kreuzkapelle verpflichtet. Auch für das neue Lustschlösschen in Veitshöchheim zieht der Fürstbischof Petrini bei. Der gleichzeitigen Regierung Dernbachs in Bamberg verdankt Petrini die Stiftskirche St. Stephan.
St. Stephan in Bamberg
1677 schliesst Petrini einen Bauakkord mit den Stiftsherren von St. Stephan. Für 10 000 Taler (15 000 Gulden) soll Petrini das erst wenige Jahre zuvor durch einheimische Fachkräfte[26] gebaute Langhaus wieder abreissen und ein neues Langhaus an den 1628–1630 von Giovanni Bonalini[27] erbauten Chor stellen. Auch ein romanischer Turm ist zu berücksichtigen.[28] Petrini erstellt, vielleicht über alten Fundamenten, einen Kreuzbau. An den bestehenden Chorraum schliesst er die Vierung an. Ihre geplante Tambourkuppel muss aus Spargründen einer wenig geglückten Flachdecke weichen. Zwei der drei neuen Kreuzarme schliessen dreiseitig, in allen Kreuzarmen tragen Wandpfeiler die üblichen Kreuzgewölbe. Die Wandpfeiler sind auf Gebälkhöhe horizontal verbunden und erlauben deshalb keine durchgehenden Fenster. Dies zeigt, dass Petrini die Möglichkeiten der Wandpfeilerhalle verkennt. Alle Aussenwände sind in Haustein ausgeführt. Die Schaufassade ist etwas derb, aber sehr plastisch gestaltet.[29]
Wiesentheid
1680–1683 kann Petrini für Johann Otto von Dernbach, dem Neffen des Fürstbischofs, der dank der Diplomatie seines Onkels in den Reichsgrafenstand und zur Herrschaft Wiesentheid gelangt ist, in Wiesentheid die Pfarrkirche umbauen. Die Petrini-Kirche wird schon 1728 durch das heutige Bauwerk von Johann Georg Seitz ersetzt. 1687–1692 kann er für den gleichen Bauherrn auch die Gruftkapelle bauen. Der Zentralbau in Form eines Oktogons wird 1712 durch vier Flügel zur heutigen Kreuzkapelle erweitert.
Veitshöchheim
Im bischöflichen Wildgehege von Veitshöchheim lässt Fürstbischof von Dernbach 1680 eine Fasanerie mit Lusthaus bauen. Das nach dem Renaissancetheoretiker Serlio[30] geplante Gebäude mit zentraler offener Halle und vier diagonal angeordnete Eckbauten ist heute Kernbau späterer Erweiterungen. Je nach Leseart ist es ein Bauwerk von «Heinrich Zimmer, vielleicht nach Plan von Petrini» (Dehio 1999) oder es wird ausschliesslich Heinrich Zimmer zugeschrieben. Die Biographin Lucia Longo führt es im Werkverzeichnis Petrini nicht auf.

Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg
Erst seit 1684 regiert mit Johann Gottfried von Guttenberg[31] wieder ein Fürstbischof von zupackendem Charakter. Schon kurz nach seiner Wahl betreut er Petrini, den er als Baumeister der Stiftskirche Haug kennt, mit dem Bau des Klosters und der Kirche der Ursulinen in Kitzingen. Der Fürstbischof lässt gleichzeitig auch die Wallfahrtskirche Fährbrück neu bauen, für die Petrini als Planer allerdings nur vermutet wird. In Würzburg lässt er ihn die Augustinerkirche, die Universitätskirche mit ihrem mächtigen Turm, das Strafarbeitshaus, den Neubau des fürstbischöflichen Archivs am Kürschnerhof und den Neubau der Residenz am Rennweg bauen – um nur diejenigen Bauwerke zu nennen, die gesicherte Aufträge des fürstbischöflichen Hofes an Petrini sind.
Ursulinenkirche Kitzingen
Baubeginn für das Kloster ist 1685, für die Kirche 1686. Nach der Säkularisation wird die Klosterkirche 1817 evangelische Pfarrkirche. Der einfache Saalbau mit Flachdecke erfährt in der Folge mehrfache Veränderungen. Nur die Schaufassade bleibt original bestehen. Doppelt so hoch wie breit, wirkt sie trotz des vermeintlich klaren tektonischen Aufbaus wie ein überladenes Möbelstück. Von der nüchternen Fassade der Stiftskirche Haug wechselt Petrini hier zu einer und stark plastischen und rein dekorativen Gestaltung, in der die Renaissance noch voll durchdrückt.[32]
Wallfahrtskirche Fährbrück
Die 1686–1698 gebaute Wallfahrtskirche ist ein weithin in der Mainlandschaft wirkender Barockbau mit eingezogenem Chor und Chorflankenturm. Auch Fährbrück ist eine Saalkirche, hat aber massive Gewölbe mit innen- und aussenliegenden Pfeilerverstärkungen.[33] Die deutlich feinere Fassadengestaltung gegenüber der gleichzeitigen Fassade von Kitzingen und die Gebäudetektonik geben Rätsel auf und könnten darauf hindeuten, dass der Bau kein Werk Petrinis ist.[34] Erstmals ist hier der später immer wieder mitplanende Ordensbaumeister, Bildhauer und Altarbauer Br. Kilian Stauffer tätig.[35]
Kloster und Klosterkirche der Augustiner in Würzburg
Der Chor der alten Augustinerkirche von 1302 muss 1688 städtebaulichen Überlegungen weichen. Petrini baut die Kirche bis 1691 neu. Er orientiert den Neubau nach Westen. Ihre Lage am Ende der Neubaugasse und am Eingang der Augustinergasse stört schon früh, 1823 wird sie abgebrochen. Die letzten Reste des Klosters, das nach der Säkularisation zum Lehrerseminar und Gymnasium umgewandelt wird, verschwinden nach 1945. Eine Vogelschauansicht des Augsburger Stechers Steidlin von 1731 zeigt die Klosteranlage aus Osten. Deutlich ist die zur Neubaugasse gerichtete Fassade in der Art der Karmelitenkirche dargestellt. Dass auch das Kloster von Petrini umgebaut wird, ist auf Grund der Neuausrichtung der Kirche wahrscheinlich. Scharold (1836) und Gurlitt (1889) bezeichnen es als Neubau Petrinis.
Das Strafarbeitshaus
Auch dieser Grossbau an der Juliuspromenade, ein dreigeschossiger Vierflügelbau auf quadratischem Grundriss mit je zehn Achsen, der im 19. Jahrhundert zum Schulhaus umgebaut wird, ist heute verschwunden.
Vollendung der Universitätskirche und des Turms
Die Universitäts- oder Neubaukirche und auch die anschliessenden Universitätsflügel sind Bauten vom Ende des 16. Jahrhunderts. Die Freipfeiler-Emporenhalle muss schon 1627 wegen schwerwiegender Bauschäden teilweise abgetragen werden. Der Dreissigjährige Krieg bewirkt 1631 den Unterbruch des Wiederaufbaus und der Gewölbeneubauten.[36] Nur das westliche Langhaus ist zu diesem Zeitpunkt gedeckt, der Turm erst im unteren Geschoss wiederaufgebaut. Nach 65 Jahren Unterbruch beauftragt 1696 Fürstbischof von Guttenberg seinen Baumeister Petrini mit der Fertigstellung der Kirche und des Turms.[37] Petrini gleicht die Neubauteile dem Renaissancebau an. Mitarbeiter am Bau der Neubaukirche ist der ab 1700 das Stadtbild Würzburgs prägende Vorarlberger Baumeister Joseph Greissing.[38] Greissing ist auch Planer des Turmoktogons.
Fürstbischöfliches Archiv am Kürschnerhof
Fürstbischof von Guttenberg will zusammen mit den Stiftsherren des Neumünsters eine Neugestaltung der Ostseite des Kürschnerhof-Platzes erreichen und die Neumünsterfassade in die Platzfront einbeziehen. Das Stiftskapitel zögert, sodass der Fürstbischof mit dem Neubau des Archivs ein Zeichen setzen will und Petrini 1697 den Auftrag erteilt. Werkmeister Heinrich Zimmer übernimmt den Bau. Dieser muss wegen statischer Mängel 1702, wahrscheinlich jetzt durch Valentino Pezzani,[39] neu aufgeführt werden. Die Neumünsterfassade wird 1711 durch Greissing angefügt.

Schloss Seehof bei Bamberg
1687–1696 ist Petrini nochmals ausserhalb des Hochstifts Würzburg tätig. Er wird vom Bamberger Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg, der 1683–1693 regiert, zum Neubau des Sommer- und Jagdschlosses Seehof gerufen. Am Schlossneubau, auch Marquardsburg genannt, ist Petrini massgeblicher Planer und Bauleiter, nicht aber ausführender Baumeister. Bis 1689 ist auch Georg Dientzenhofer beratend tätig.[40] Das neue Lustschloss ist eine der letzten Bauten in der Tradition der deutschen Renaissanceschlösser im «Kastelltyp», wie die im Grundriss quadratischen Vierflügelanlagen mit Eckrisaliten genannt werden. Vorbild des zweigeschossigen Schlosses, dessen dreigeschossige Eckrisalite über einer Balustrade durch oktogonale Turmaufbauten mit welschen Hauben ausgezeichnet werden, ist das Schloss Aschaffenburg (1605–1614).

Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau
Ende 1698 stirbt der langjährige Förderer von Antonio Petrini, Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg. Sein Nachfolger Johann Philipp von Greiffenclau,[41] der 1699–1719 regiert, ist an Baukunst ebenso interessiert wie sein Vorgänger. Unter seiner Regierung beginnt der Spätbarock in Franken. Schon im ersten Regierungsjahr erkennt er die Kompetenz des Vorarlbergers Joseph Greissing als Gestalter und überträgt ihm in den kommenden 20 Jahren die meisten Bauaufgaben des Hochstifts. Noch ist Petrini, nun meist in Gemeinschaft mit Greissing oder Pezzani, an Bauten des Hofes und des Adels tätig. 1699 wird ihm der Wiederaufbau des Fürstenbaus am Juliusspital übertragen. Im gleichen Jahr kann er mit Greissing und Pezzani das Hauger Kapitelhaus bauen. Für den Rosenbach-Hof am Rennweg und für die gleichzeitig gebaute, gegenüberliegende Residenz des Fürstbischofs wird Petrini als Planer aber nur vermutet. Die Neuartigkeit der beiden Gebäude lässt an der Zuschreibung an ihn zweifeln.
Fürstenbau des Juliusspitals
Der Fürstenbau, wie der Nordflügel des Juliusspitals von 1580 genannt wird, brennt 1699 aus. Der Wiederaufbau wird Petrini in Auftrag gegeben. Zwar beginnt sein Baubüro die Entwurfsplanung. Die Ausführungsplanung ist aber bereits ein Werk von Joseph Greissing. Dieser ist schon ab 1700, dem Beginn der Abbrucharbeiten, bis 1714 auch bauleitend tätig. Obwohl schon Cornelius Gurlitt 1902 und dann wieder Felix Mader 1915 auf Greissing hinweisen, wird erst seit den Forschungen von Johannes Mack zu Greissing (2008) der Fürstenbau nicht mehr Petrini zugesprochen.[42]
Hauger Kapitelhaus
1699–1703 wird das dreigeschossige und neunachsige Gebäude an die Hauger Stiftskirche angebaut. Die Rechnungen nennen als «Maurer» Petrini und Pezzani, als Zimmermeister Greissing. Die lange Fassade hat beidseits einen Abschlussrisalit.
Rosenbachhof und Residenz am Rennweg
Der Baubeginn des Rosenbachhofes am Rennweg ist unklar. 1693 (Braun), 1699 (Longo), 1701 (Dehio 1999) werden genannt. Die noch heute bestehende, zweigeschossige Anlage hat einen Langflügel von 17 Achsen und zwei kurze Querflügel. Ihre südliche Platzfassade ist an den Enden mit zwei Risaliten betont, die mit einem Dreiecksgiebel ausgezeichnet sind. Das gut proportionierte Stadtpalais zeigt eine stilistische Ähnlichkeit mit dem Palais Harrach in Wien von Domenico Martinelli.[43] Der Rosenbachhof wird wahrscheinlich gleichzeitig mit der gegenüberliegenden Residenz des Fürstbischofs Greiffenclau gebaut. Dieser 1700 begonnene und schon 1720 zugunsten der grösseren Schönborn-Residenz wieder abgebrochene Dreiflügelbau wird später «Schlösschen» am Rennweg genannt. Es ist die erste Schlossanlage Frankens mit Ehrenhof. Städtebaulich ist die keineswegs kleine Rennweg-Residenz, die immerhin eineinhalbmal grösser als der Rosenbachhof ist, klug in die neue Achse des nördlichen Grabens zum Juliusspital gerichtet. Für die Greiffenclau-Residenz wie für den Rosenbachhof wird die Planung noch im Baubüro Petrini vermutet, auch weil bei der Residenz als Maurermeister Valentino Pezzani und Heinrich Zimmer genannt werden. Allerdings ist es wiederum Greissing, der als einziger die neuesten Wiener Stadtpalais kennt, die für beide Bauten Vorbild sind.

Das Ende der Ära Petrini
Am 8. April 1701 stirbt Petrini in Würzburg. Sein Grab findet er in der Kirche St. Barbara der beschuhten Karmeliten. Weil diese am Fischmarkt gelegene Kirche 1824 abgebrochen wird, ist vom Grab nichts mehr erhalten.[44] Auch kein Porträt, kein Hinweis zu seiner Persönlichkeit, zu Nachkommen oder zu einem Testament sind erhalten. Ebenso wie sein Werdegang bleiben diese Aspekte Petrinis wahrscheinlich für immer verborgen. Derart wenig ist von keinem bekannten Baumeister seiner Generation überliefert. Er bleibt damit der einsame Welsche, der Würzburg zu den ersten barocken Bauwerken verhilft. Mit seinem Tod geht eine vierzigjährige Ära des neuen Bauens in Würzburg zu Ende. Dass diese Periode nun seinen Namen trägt, ehrt den aus dem Süden zugewanderten Baumeister Petrini.
Petrini hat keine Schüler und auch keine Nachfolge. Viele Bauten des neuen Jahrhunderts werden zu Unrecht mit seinem Namen verbunden.[45] Die ersten zwei Jahrzehnte barocken Bauens im Hochstift Würzburg werden vom Baumeister Joseph Greissing und seiner in den Spätbarock weisenden Architektur geprägt.

Pius Bieri 2018, rev. April 2019

Literatur:

Literatur: 
Scharold, Karl Gottfried: Würzburg und seine Umgebungen. Würzburg 1836.
Mader, Felix: Stadt Würzburg. Reihe «Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern». Band 3 Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg. München 1915.
Braun, Albrecht: Antonio Petrini, der Würzburger Baumeister des Barock und sein Werk. Dissertation Würzburg 1934.
Longo, Lucia: Antonio Petrini. Ein Barockarchitekt in Franken. München-Zürich 1985.
Muth, Hanswernfried: Antonio Petrini, in: Frankenland 1999, Seite 243–250.
Mack, Johannes: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing, Würzburg 2008.
Stevens, Ursula: Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Baumeistern Petrini aus Caneggio im Muggiotal, Tessin, dem Maler Petrini aus Carona, Tessin, und den Baumeistern Serro aus Roveredo, Graubünden, in: Bolletino Genealogico della Svizzera Italiana. Poschiavo 2009.

Anmerkungen:
[1] Die Altersangaben in Sterberegistern dürften bei zugezogenen «Welschen» auf persönlichen Aussagen basieren und können deshalb vom tatsächlichen Alter leicht abweichen.

[2] Lucia Longo in: Antonio Petrini (1985).

[3] Lucia Longo konzentriert sich bei der Suche nach dem Herkunftsort aufgrund der Bezeichnung «Tridentinum» ausschliesslich auf das Trentino und findet in Lasino zwei Antonio «Pedrini» mit dem Geburtsdatum 1620 und 1621. Von beiden sind aber keine weiteren Lebensdaten oder Hinweise auf einen späteren Beruf bekannt. Lucia Longo meint, dass der Name Pedrini vom italienischen Wort «pietra» für Stein stamme und ordnet deshalb den beiden Pedrini aus Lasino den Beruf des Steinhauers zu. Dies ist Wunschdenken aufgrund einer einzigen und vielleicht nicht einmal das Bistum betreffenden Bezeichnung.

[4] Hanswernfried Muth in: Antonio Petrini (1999). Tatsächlich sind die Petrinis im Veltlin sehr häufig. Auch der Tessiner Maler Giuseppe Antonio Petrini (1677–1759) aus Carona ist hier tätig [https://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4022938]. Als Künstler oder Baumeister sind die Petrinis aus dem Veltlin im Norden der Alpen bisher nicht bekannt.

[5] Ursula Stevens in: Die verwandtschaftlichen Beziehungen… (2008). Sie verweist hier auf Antonio Petrini, der am 4. Dezember 1631 als Sohn des in Italien tätigen Baumeisters Giovanni Petrini und seiner Ehefrau Catarina Bossi getauft wird. Sein Grossvater Battista Petrini ist von 1575–1613 als Baumeister in Krakau tätig. Vater Giovanni Petrini (1587–1652) stirbt in Assisi. Neffe Antonio Giuseppe Petrini (1659–1721) ist Baumeister in Lübeck. Mit diesem Antonio Petrini würde die Altersangabe im Sterberegister um sechs Jahre unterschritten.

[6] Der am 2. Februar 1623 geborene Antonio ist Sohn des Guglielmo Serro und der Catarina Petrini. Das Ehepaar nennt sich de Mugianus, was Petrini bedeutet. Das heisst, dass der Vater aus dem Geschlecht der Serro den Namen der Ehefrau annimmt (Mitteilung Ursula Stevens). Antonio heiratet 1645 Cecilia Baruzzi, lässt aber seine zwei Kinder (geboren 1645 und 1647) wieder mit dem Vaternamen Serro taufen. Im Geflecht der weitverzweigten Familie Petrini aus Caneggio ist auch eine Verwandtschaft mit dem um 30 Jahre älteren Giovanni Serro aus Roveredo vorhanden. Im Trupp Serro könnte Petrini 1654 nach Kempten gelangt sein. Zu Giovanni Serro siehe die Biografie in dieser Webseite.

[7] Trotz der unterschiedlichen Schreibweise sind die genealogischen Forschungen von Ursula Stevens mit der Herkunft Petrinis aus der oberitalienischen Region einleuchtender als eine Herkunft aus Lasino, auch weil in Würzburg bis zum Tod Petrinis keine Meister aus dem Trentino bekannt sind (Pezzanis Herkunft ist völlig unbekannt!). Hingegen stammen ab 1672 alle bekannten Stuckateure dieser Periode (Brenni, Magni, Morsegno, Castelli) aus dem Tessin. Auch der als «Schwager» Petrinis bezeichnete Turra ist ein Turriani oder Torriani aus Mendrisio. Selbst der Festungsbaumeister Fontana dürfte (in zweiter Generation) Tessiner sein. Der noch während des Dreissigjährigen Krieges tätige fürstbischöfliche Baumeister Lazaro Agostini (1570–1642, eigentlich Agustoni, siehe seine Biographie in www.tessinerkuenstler-ineuropa.ch, ist ebenfalls Tessiner. Er stammt aus Monte, nur wenig von Caneggio entfernt. Eingeführt wird er vom in Würzburg und Bamberg wirkenden Baumeister Giovanni Bonalini. Bonalini selbst stammt aus Roveredo im italienischsprachigen Teil Graubündens. Graubündner ist auch Johann Paul Platz (Paolo Piazza, †1720) aus Alvaschein. Mehr zu Platz und Bonalini siehe in den Anmerkungen 10 und 27.

[8] Die Neubauten der Festungsbauwerke in Mainz und Würzburg leiten um 1650/60 erfahrene Festungsingenieure, wie Johann Baptist van der Driesch aus Brüssel (Festungsplaner), Johann Georg Fernauer aus Frankfurt (Festungsbaumeister seit 1649), Simeon Choquet (Militäringenieur, Mainz, bis 1670) und Obristzeugmeister Alexander Baron von Claris (Würzburg). Die umfangreichen Arbeiten werden in Lose geteilt und an Werktrupps übertragen. Leiter der Werktrupps sind «Welsche» wie Antonio Petrini, Antonio Righi und auch Paulus Platz (Paolo Piazza), vielfach aber auch einheimische Unternehmer wie die Werkmeister Sebastian Villinger († vor 1668) und Heinrich Zimmer, sowie die Maurermeister Georg Hoffmann und Hans Schuchart. Scharold (1832) nennt die Einsatzorte der Werktrupps Petrinis an den Wallanlagen zwischen 1663 und 1674 recht detailliert und glaubwürdig.

[9] Von Antonio Righi sind keine Lebensdaten bekannt. Es könnte sich um Antonio Righini aus Roveredo im italienischsprachigen Graubünden handeln, der 1670 als in Deutschland tätig erwähnt wird.

[10] Johann Paul Platz von Belfort (Paolo Piazza, †1720) aus Alvaschein, Sohn eines graubündnerischen Statthalters. Er lässt sich 1675 in Würzburg einbürgern. Scharold bezeichnet ihn bis 1678 als Maurermeister an den Befestigungsbauten von Würzburg. 1672–1674 ist er ausführender Maurermeister des «Schwarzen Turms» im Schloss Schwarzenberg. Erhebung in den Adelsstand mit dem Zusatz von Belfort 1679 (kaiserliche Bestätigung 1685). Ab 1675 als Dombaumeister in Würzburg erwähnt. Er baut 1679–1683 das Schloss Weikersheim um und ist 1681–1683 am Schloss Öhringen tätig. Vielleicht ist die Wallfahrtskirche Fährbrück (1686–1698), die Petrini zugeschrieben wird, durch ihn ausgeführt.

[11] Heinrich Zimmer, Werkmeister in Würzburg. Seine Lebensdaten sind nicht erforscht. Er wird 1673–1701 mehrfach als ausführender Baumeister (Maurermeister) im Umkreis von Antonio Petrini und von Paul Platz erwähnt.

[12] Lucia Longo (1985), Seite 28. Die Umschreibung «im Dienst des Fürstbischofs» heisst nicht, dass Petrini Hofbaumeister ist. Er bleibt immer freier Unternehmer ohne Hofverpflichtung.

[13] Der Name Turra muss von Turria, Turrianus (Torriani) abgeleitet sein, ein bekannter Name im Mendrisiotto, der vermutlichen Heimat Petrinis. Mit Hieronymus Turra dürfte ein Gerolamo Della Torre oder Torriani aus Mendrisio im Tessin gemeint sein. Seine Lebensdaten sind unbekannt. Er ist 1677/1680 Palier («Oberwerkmeister») von Petrini beim Bau von St. Stephan in Bamberg. Einige Tessiner Landsleute sind in den Lohnlisten seines Arbeitstrupps aufgeführt. Mit «Schwager» ist vielleicht eine nahe Verwandtschaft gemeint. Mit der Künstler- und Architektenfamilie Torriani in Mendrisio hat die Familie Petrini Beziehungen. Bekannt sind Orazio Torriani (1578–1657) und sein Bruder Nicola als römische Architekten des Hochbarocks. Orazio ist Vater von Francesco Torriani (1612–1683) und Grossvater von Innocenzo Torriani (1648–1700), beides bekannte Maler des Früh- und Hochbarocks in der Schweiz und Süddeutschland.

[14] Ausführender Baumeister ist gemäss Lucia Longo der schon als Planer der Festungswerke beschriebene Johann Baptist von der Driesch.

[15] Fr. Carolus a S. Josepho (1586–1650) aus Braunschweig. Ordensbaumeister. Er lernt in Braunschweig Schreiner, kommt als Geselle nach Rom, konvertiert und tritt hier 1620 in den Orden ein. Er ist vor allem in Köln, kurz auch in Würzburg und Regensburg, am Schluss für drei Jahre in Graz tätig. In Graz leitet er den Neubau des Klosters der unbeschuhten Karmelitinnen (heute abgebrochen). Er stirbt in Wien. Fr. Carolus a S. Josepho ist einer der vielen aus dem Handwerk erwachsenen Ordensbaumeister. Sie sind, wie gleichzeitige Jesuitenbaumeister belegen, in Baukunst vielfach gut gebildet. Aber ebensowenig wie Malerarchitekten übernehmen sie Aufträge für Bauausführungen. Diese setzen ein bedeutend wichtigeres, meist praktisch erarbeitetes Ingenieurwissen voraus. Entwürfe von Fr. Carolus a S. Josepho sind nicht erhalten. Für die Übernahme der römischen Fassade ist ein Entwurf zudem nicht notwendig, hier genügt die Stichvorlage.
Gehe zur Erläuterung der Typologie von Kirchen der unbeschuhten Karmeliten in dieser Webseite.

[16] Sie dient bis zur Säkularisatin als Begräbnisstätte. Am 16. März 1945 überleben hier 500 Menschen die Bombardierung und den Feuersturm, dies trotz der Zerstörung der darüberliegenden Kirche.

[17] Martin Brandl, in «Die Karmelitenkirche zu Würzburg» (2002) schreibt von einer «möglichen» Mitarbeit Petrinis. Christian Hecht geht noch weiter und bezeichnet Petrini «nur als Berater in technischen Fragen». Wer dann überhaupt diesen italienischen Bau ausgeführt haben soll, lassen die Kunsthistoriker offen.

[18] Die berühmte Empfehlung des Würzburger Jesuitenpaters an den Paderborner Rektor für «architectum Antonium Petrini Tridentinum» erfolgt einige Jahre vorher.

[19] Die Vorgängerkirche steht an der Stelle des heutigen Hauptbahnhofs. Sie ist eine gotisch umgebaute romanische Basilika mit Doppelturmfront. Ihr Abbruch erfolgt 1657 zu Gunsten der neuen Wallanlagen.

[20] Die Kuppel von Sant'Agnese in Agone an der Piazza Navone in Rom wird 1653–1654 von Francesco Borromini  gebaut. Es ist aber wahrscheinlich die schon länger veröffentlichte Kuppel der Theatinerkirche Sant' Andrea della Valle (1608–1622 von Carlo Maderno), die Vorbild für Petrini ist. Zur gleichen Zeit, 1674–1688, vollendet Enrico Zuccalli die Kuppel der Theatinerkirche in München, die ebenfalls Sant' Andrea della Valle zum Vorbild hat.

[21] Der gotische Grundrisscharakter ist vielleicht, wie auch die steile Zweiturmfassade, dem Wunsch des Bauherrn nach Wiederauferstehung der Vorgängerkirche (Anmerkung oben) zu verdanken.

[22]  Die Fassade des Salzburger Doms von Santino Solari ist die erste barocke Doppelturmfassade (1614–1653). Jesuiten bauen in Böhmen durch Carlo Lurago in Březnice 1640–1642 und in Klattau 1656–1666 Doppelturmfassaden. Carlo Lurago baut fast gleichzeitig auch in Passau (1668–1675). Die Fassade von Březnice und auch diejenige von Kempten (1652–1673, Giovanni Serro) sind ähnlich nüchtern wie die Stiftskirche Haug. Reicher und ausgewogener ist die Front der Jesuitenkirche in Luzern, die Br. Heinrich Mayer 1666–1677 baut. Sie ist die letzte vollendete Doppelturmfront vor der derjenigen in Würzburg. Die Front der Theatinerkirche in München (1674–1692 von Enrico Zuccalli) ist noch nicht gebaut. Die irrtümlich als Vorbild bezeichnete Doppelturmfront der Wiener Jesuitenkirche wird sogar erst 1703 durch Andrea Pozzo erstellt.

[23] «Das Detail (der Fassade) ist nüchtern und trocken, derb und schwer, nebensächlich gegenüber der breiten Flächenwirkung der Massen behandelt» schreibt Cornelius Gurlitt 1889.

[24] Johann Philipp von Schönborn (1605–1673), Fürstbischof von Würzburg von 1642–1673, ab 1647 auch Kurfürst von Mainz. Unter ihm kann Petrini die Karmelitenkirche bauen und die Stiftskirche Haug beginnen. Er ist für die Tätigkeiten Petrinis in Thüringen zuständig und fördert auch in Mainz und Würzburg die Festungsbauten.

[25] Peter Philipp von Dernbach (1619–1683) aus Geisa in Thüringen. Fürstbischof von Bamberg 1672–1683, von Würzburg 1675–1683. Er ist gebildet, kennt Rom aus Studium und Reisen, ist aber als Fürstbischof im Dauerkonflikt mit dem Domkapitel und ist vor allem am Ausbau der Familienmacht interessiert.

[26] Das Bauwerk wird vom Würzburger Nikolaus König und einem Kronacher Zimmermeister offenbar statisch ungenügend geplant, dies trotz einem Scheinwölbe.

[27] Giovanni Bonalini (um 1575–1633) aus Roveredo im Misox. Er wird in Deutschland Bonalino genannt. Er ist als Baumeister 1614–1633 in Franken und Thüringen tätig und seit 1625 Hofbaumeister in Bamberg. Wichtigstes Werk ist die Dreiflügelanlage der Residenz in Weimar (1619–1623). Den Chor in Bamberg übernimmt er für 4000 Gulden. Offenbar arbeitet er nach Plänen von Valentin Juncker (um 1585–um 1651), dem Erbauer des Schlosses Scharffeneck.

[28] Eine interessante Planung Petrinis für einen oktogonalen Turmaufbau ist vorhanden. Aus Spargründen wird auch auf diesen Turmaufbau verzichtet.

[29] Vor der Schaufassade fehlt der Vorplatz. Ein Haus am Südrand befindet sich in nur vier Meter Entfernung. Die Erfassung der Fassade ist deshalb schwierig. Sie ist zweigeschossig mit hohem Sockel, das untere Geschoss dreiteilig, das obere Geschoss durch ein kräftig ausladendes Kranzgesims abgetrennt. Die zwei Fensteröffnungen (das Portal ist seitlich) werden durch Ädikularahmungen betont. Etwas gelungener, aber mit gleichem Aufbau, plant Br. Heinrich Majer SJ um 1683 die Fassade der Jesuitenkirche Freiburg im Breisgau.

[30] Siehe dazu den Beitrag in dieser Webseite zum Gebäudetypus des Lusthauses das Vorbild von Serlio 1566 und 1584.

[31] Johann Gottfried von Guttenberg (1645–1698) aus Marloffstein. Fürstbischof 1684–1698.

[32] «Gemeinsam mit Stift Haug und St. Stephan in Bamberg gehört die Kitzinger Ursulinenkirche zu den Gründungswerken der barocken Architektur Frankens» schreibt Erich Schneider. Wichtiger für den fränkischen Barock ist aber die gleichzeitige Jesuitenkirche St. Martin in Bamberg. Diese, von Georg Dientzenhofer geplante und ebenfalls 1686–1690 gebaute Kirche ist nicht nur die erste Wandpfeiler-Emporenhalle in Franken, ihre Fassade ist zudem nicht als dekoratives Versatzelement aufgesetzt, sondern in Übereinstimmung mit dem Innern gestaltet. Siehe dazu die Plankopie von Johannes Hörmann 1689.

[33] Die notwendige Stärke der Pfeiler wird einerseits durch starke innen- und aussenliegende Wandpfeiler (innen in Form von Pilastern bis unter den Gebälkansatz), aber auch durch dickere Mauern erreicht. Diese sind innen und aussen mit Rundbogenarkaden wieder verdünnt.

[34] Zweifel äussert bereits Albrecht Braun 1934. Braun weist auch auf die urkundliche Erwähnung einer Tätigkeit von Paul Platz von Belfort (Paolo Piazza, †1720) aus Alvaschein in Graubünden. Zu Platz von Belfort siehe die Anmerkung 9.

[35] Br. Kilian Stauffer OFM (um 1659–1729) aus Beromünster. Er tritt 1679 in Würzburg in den Franziskanerorden ein. Er ist Altarbauer und Bildhauer, auch Stuckmarmorierer und plant später auch für die Neumünsterfassade. Er wird auch als Ordensbaumeister beschrieben. In dieser Funktion scheint er auch in seiner Heimat zu wirken (Bremgarten 1687/88, Freiburg 1692).

[36] Ausführung durch Giacomo Bonalini, in Würzburg Bonalino genannt (†1633), aus Roveredo im Misox. Giacomo ist Bruder des Bamberger Baumeisters Giovanni Bonalini.

[37] Die Baugeschichte der Neubaukirche ist in der Würzburg-Wiki gut dokumentiert.

[38] Joseph Greissing (1664–1721) aus Hohenweiler bei Bregenz. Stadtzimmermeister 1698. Ab 1700 als Baumeister-Architekt für fast alle Projekte des Greiffenclau-Hofes tätig. 1716/17 Ausbildner von Balthasar Neumann im Zivilbauwesen. Zu Greissing siehe die Biografie in dieser Webseite.

[39] Valentino Pezzani († 1716) ist «Viertelmeister zu Haug und geschworener Maurermeister» in Würzburg. Sein Geburtsdatum und auch seine Herkunft sind unbekannt. Er ist unter Hofbaumeister Antonio Petrini Palier und Werkmeister. Nach dem Tod Petrinis 1701 ist er wie Greissing selbständiger Bauunternehmer. Seine Nennung als Maurermeister entspricht dem heutigen Baumeister. Leider werden ihm viele Werke zugesprochen, in denen er als Maurermeister erwähnt wird, obwohl bei keinem seine Entwurfsplanung gesichert ist und bei den meisten die Planung nicht bei ihm liegen dürfte.

[40] Georg Dientzenhofer, der zu 1685/87 die Jesuitenkirche in Bamberg plant, stirbt schon 1689. Die Bauausführung der Bamberger Kirche übernimmt der Bruder Leonhard Dientzenhofer. Am Schloss Seedorf ist er, trotz Wohnsitz seit 1687 in Bamberg, wahrscheinlich nicht beteiligt.

[41] Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (1652–1719) aus Amorbach. Fürstbischof von 1699–1719. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[42] Die fränkische Kunstgeschichte hat noch bis vor kurzem die Zeitspanne von 1699–1719 gerne übergangen. Grund ist das Festhalten am Petrini-Mythos und die Abneigung der Kunsthistoriker, einem «Stadtzimmermeister» überhaupt architektonische Fähigkeiten zuzumuten. Eher schreiben sie Bauten wie das Neumünster dem Maurermeister Pezzani zu.

[43] Gemäss Erich Hubala. Das Palais Harrach wird ab 1690 durch Domenico Martinelli gebaut. Greissing, der sich 1683 in Mähren und Wien aufhält, ist allerdings einziger Planer in Würzburg, der die Bauten Martinellis aus eigener Anschauung kennt.

[44] Der Platz der 1824 abgebrochenen Kirche St. Barbara wird nie überbaut. Er ist heute offener Platz hinter dem Rathaus an der Rückermainstrasse. Die drei Flügel des Klosters bilden heute die Nordflügel des Rathauses an der Karmelitenstrasse.

[45] St. Michael in Albersdorf, St. Burkard in Höttingen, Schloss Kirchschönbach.


  Antonio Petrini (1621/25–1701)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  1623/25 (?) Caneggio (?)   Tessin CH (?)  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Eidgenossenschaft (?)   Como (?)  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  8. April 1701 Würzburg   Bayern D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Hochstift Würzburg   Würzburg  
  Kurzbiografie        
 

Antonio Petrini kommt Mitte der 1650er-Jahre nach Würzburg. Er beteiligt sich als freier Unternehmer an den umfangreichen Arbeiten der Festungsbauwerke in Mainz, Würzburg und Erfurt. Über den vorherigen Werdegang des welschen Einwanderers ist nichts bekannt. Schon 1657 liefert er Konkurrenzprojekte für einen Sakralbau. Ab 1670 baut er in Würzburg die Stiftskirche Haug mit ihrer monumentalen Kuppel. Mit diesem ersten barocken Grossbau Frankens begründet er seinen Ruhm. Er ist jetzt bevorzugter Baumeister des Fürstbischofs von Guttenberg, der bis 1698 regiert. Die Bauten Petrinis dieser Periode sind von einem tektonisch betonten, herben Barock geprägt. Erst der Einfluss des seit 1699 mit ihm zusammenarbeitenden Joseph Greissing zeigt eine Hinwendung zum Hochbarock.

    SchlossSeehof  
  bio pdf werkliste     legende  
1687–1996 baut Petrini das fürstbischöfliche Sommer-und Jagdschloss Seehof bei Bamberg. Die Fotografie zeigt das Gebäude in einer Fernaufnahme, als Ausschnitt.
Foto: Reinhold Möller, Bamberg. Aufnahme vom 7. Juni 2012. Gehe zur Gesamtaufnahme in der Wikipedia.

Bauwerke von Antonio Petrini

Z : Zuschreibungen
Anmerkung: Die Tätigkeit von Antonio Petrini als Baumeister von Festungstoren ist hier nur mit dem einzigen gesicherten Werk in Erfurt erfasst. Für die Arbeiten zwischen 1660 und 1687 an den Festungsbauwerken in Mainz, Würzburg und Kronach muss angenommen werden, dass es Ausführungen nach Planungen von Festungsingenieuren sind. Die Zuschreibungen des Nürnberger Tors in Forchheim (1698 von Johann Christein) und des Riegeltors in Bamberg (1697, seit 1930 abgebrochen, vielleicht von Leonhard Dientzenhofer) an Petrini entbehren jeder Grundlage.

Jahr Ort, Werk Beschrieb
1662–
1669
Z
Würzburg.
Karmelitenkirche
(Unbeschuhte Karmeliten).

KarmelitenGrundriss
Erste Planung um 1630 von Fr. Carolus a St. Josepho OCD. Bau als Wandpfeiler-Basilika mit reicher Fassade nach römischem Vorbild. Erste barocke Fassade in Franken. Ihre Ausführung durch Petrini ist neuestens umstritten.
KarmelitenFassade << Grundriss der Kirche aus Hauttmann 1921.
< Fassade. Foto: Daderot 2012 in Wikipedia.
Für mehr Infos gehe zu: Kirchen der Unbeschuhten Karmeliten im süddeutschen Frühbarock. Baurichtlinien des Ordens für Kirchenneubauten 1630–1660.
1667–
1669
Z
Paderborn
Franziskanerkirche.
Paderborn Grundriss in gotischer Bettelkirchenart mit Kreuzrippen-Gewölben. Hauptfassade dreiachsig mit Kolossalpilaster. Oberstock mit seitlichen Abschwüngen und Segmentgiebel. Klassischer Barock, ähnlich St. Adalbert in Prag-Altstadt von Mathey (diese erst 1694!). Bauherr: Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg. Dieser ist auch treibende Kraft für die Jesuitenkirche (siehe unten: Planungen).
Fassade.
Foto: Rufus46 in Wikipedia
1667–
1687
Miltenberg.
Franziskanerkirche.
Einfache, schmale und nüchterne Bettelordenskirche. Kreuzgewölbe. Wirkt aussen mit Strebepfeilern gotisch. Langhaus 1667, Chor 1687. Fassade ohne Gliederung.
1668–
1673
Erfurt.
Petersberger-Tor.
Erfurt Eingangstor der Festung Petersberg. Dreiteilige, rustizierte Torarchitektur mit Auszug im Sprenggiebel. Spätmanieristische Torarchitektur.
Foto: Dr. Bernd Gross 2014
1668–
1685
Eichsfeld (Thüringen)
Sakralbauten
1668/69 Franziskanerkloster in Worbis, Neubau. 1670-1677 auch Neubau Kirche, als einfache Saalkirche mit Dachreiter.
1672–1679 Zisterzienserinnen-Kloster Beuren. Neubau Ost- und Südflügel, Umbau der mittelalterlichen Kirche.
1670–1690 Zisterzienserinnen-Kloster Anrode. Neubau der Kirche als einfache Saalkirche.
1681–1685 Pfarrkirche St. Vitus in Breitenworbis. Neubau als einfacher Saalbau mit Frontturm.
1670–
1691
Würzburg.
Stift Haug.
Stiftskirche St. Johannes.
HaugFassade
Fotoaufnahme vor 1915 in: Felix Mader KDM XII Stadt Würzburg. Fotograf unbekannt.
Kreuzförmige Wandpfeilerbasilika mit Querschiff und hoher Vierungskuppel. Kreuzgewölbe, die Joche mit Gurten geteilt. Fassade zwischen den Türmen dreiachsig, Mittelfeld dreigeschossig. Flache Fassadengliederung mit Lisenen. Türme viergeschossig, über der Brüstung abgesetztes Oktogon mit Zwiebelhauben und Laternen.
HaugSchnitt HaugInnen
HaugGrundriss
Foto: Innenraumaufnahme vor 1904, Würzburg-Wiki. (Bild-Frei).
Planaufnahmen: Dr. Kurt Müller-Klein, Würzburg, vor 1915.
1677–
1682
Bamberg.
Stiftskirche St. Stephan
StephanskircheBamberg Heute Evangelische Stadtkirche. Zentralbau mit Vierung, zwei Querarmen und kurzem Langhaus, an einen bestehenden Chor von 1626 (Juncker und Bonalini) angebaut. Neubau der drei Flügel um die Vierung. Ausführung mit horizontal versteiften Wandpfeilern und Kreuzgewölben. Einfache zweistöckige Fassade mit Segmentgiebel über Ädikula im Oberstock.
Vierung und Querarm Süd. Foto: Klaus Bärwinkel 2018.
1680–
1683
Wiesentheid.
Pfarrkirche St. Mauritius
(abgebrochen)
Die Pfarrkirche der Herrschaft Wiesentheid wird 1728 durch Johann Georg Seitz in der heutigen Form neu gebaut. Die Vorgängerkirche, an die Petrini 1680 einen neuen Chor anbaut, das Langhaus umbaut und den Frontturm anfügt, wird dabei ersetzt. Das Aussehen der Petrini-Kirche ist nicht bekannt.
1680–
1682
Z
Veitshöchheim.
Fürstbischöfliches Sommerschloss.
Zweigeschossiger Kernbau mit vier Eckrisaliten, der 1749 durch Balthasar Neumann verlängert wird. Planung wird Petrini zugeschrieben, Ausführung durch Heinrich Zimmer. Bauherr: Fürstbischof Philipp von Dernbach.
1685 Würzburg.
Petrini-Wohnhaus
(zerstört).
Der ehemals dreigeschossige Eckbau am Marktplatz 2 wird Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Aufstockung und neuer Fassade zerstört. Abbruch nach Totalzerstörung im Zweiten Weltkrieg.
1685
Z
Würzburg.
Hof Bechtolsheim.
HofBertoldsheim   Zweigeschossiger Adelshof mit 15 Fensterachsen. Aussenhülle nach Kriegszerstörung 1945 rekonstruiert.
  Innenhofansicht. Aufnahme vor 1910.
Quelle: Würzburg-Wiki.
1685–
1693
Kitzingen. Kloster und Klosterkirche der Ursulinen.
Kitzingen   Klosterbau 1685–1693 (Dat. Erich Schneider). Neubau der Kirche ab 1686. Die heute evangelische Stadtkirche ist ein Saalraum mit Flachdecke. Zweigeschossige Fassade mit kräftiger Gliederung. Die Ädikula mit Dreiecksgiebel ist das beherrschende Motiv in beiden Geschossen.
  Fassade. Foto: Berthold Werner 2010.
1686–
1698
Z**
Fährbrück. Wallfahrtskirche.
Faehrbrueck   Saalraum, gewölbt. Dreiachsige Fassade, Mittelteil mit Segmentgiebel. Oberstock mit Frontispiz und Volutenübergang. Hauptfassade mit Gesimsband geteilt.
**Bau vermutlich nicht von Petrini, sondern von Br. Kilian Stauffer OFM.
  Fassade der Wallfahrtskirche.
Foto:Rudolf Volkmar 2012 in Wikipedia
1687–
1692
Wiesentheid.
Gruftkapelle.
Petrini baut den oktogonalen Zentralbau für Johann Otto von Dernbach, für den er schon 1680 die Pfarrkirche umbaut. Die Kapelle heisst heute Kreuzkapelle, weil ihr 1712 durch vier angebaute Flügel eine Kreuzform gegeben wird.
1687–
1696
Seehof/Bamberg
Schloss Seehof oder Marquardsburg.
Neubau einer zweigeschossigen, kompakten Vierflügelanlage über quadratischem Grundriss, die Eckrisalite über Balustraden mit voluminösen welschen Hauben bekrönt. Bauherr ist Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg.
1688–
1691
Würzburg.
Augustinerkloster- und -kirche (abgebrochen).
Augustiner1700   Petrini orientiert die Kirche neu nach Westen. Fassade in der Art der Karmelitenkirche am Ende der Neubaugasse. Abbruch 1824. In die Konventgebäude, die nach Gurlitt (1889) auch von Petrini sind, wird anschliessend das königliche Gymnasium verlegt. 1945 Zerstörung aller ehemaligen Konventgebäude. Verwechslungsgefahr mit dem heutigen Augustinerkloster. Dieses ist bis 1803 Dominikanerkloster.
Das ehemalige Augustinerkloster an der Neubau- /Augustinergasse. Stich von Johann Matthias Steidlin 1731. Quelle: Würzburg-Wiki.
1689
Z
Würzburg.
«Münze» oder Petersbau.
Dreiflügelbau, dreigeschossig, als Gassen-Randbebauung südlich der Peterskirche. Ausführung durch Maurermeister Christian Hermann. Nach 1945 rekonstruiert.
1690–
1696
Würzburg. Strafarbeitshaus (abgebrochen) Dreigeschossiger Vierflügelbau auf quadratischem Grundriss, mit je zehn Achsen, an der Juliuspromenade 7. Umbau 1865 zu einem Schulhaus, nach Kriegszerstörung 1945 abgebrochen.
1694
Z
Würzburg
Deutschordens-Komturei.
Neubau, an die Deutschkirche anschliessend, als zweigeschossiger Langflügel mit 11 Achsen.
1696–
1703
Würzburg.
Universitäts- oder Neubaukirche.
UniversitaetskircheTurm   Die Universitätskirche ist eine Freipfeiler-Emporenhalle der Renaissance (1583–1591). Schäden nach dem Dreissigjährigen Krieg machen eine Wiederherstellung notwendig, die auch den Neubau der Gewölbe umfasst. Der Turm wird ab dem ersten Geschoss von Petrini neu gebaut, der Abschluss ist bereits ein Werk seines Mitarbeiters Joseph Greissing.
Universitäts- oder Neubaukirche, Turm. Foto: Christian Wolf 2013.
1697–
1700
Würzburg.
Fürstbischöfliches Archiv (abgebrochen).
Am Kürschnerhof. Nach 1803 Landgericht. Abbruch 1894. Neubau als städtebauliche Massnahme des Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg (siehe dazu «Neumünster Würzburg» in dieser Webseite). Ausführung durch Maurermeister Heinrich Zimmer. Gebäudeeinsturz 1700, neue Ausführung ab 1702 (Pezzani?).
1699
Z
Würzburg.
Hof Emeringen (zerstört).
Domherrenhof des Neumünsters. Kriegszerstörung 1945. Nur das Portal von Johann Balthasar Esterbauer ist erhalten, das neue Gebäude ist ein übles «Fake».
1699–
1703
Würzburg.
Hauger Kapitelhaus.
Neubau neben der Hauger Stiftskirche, dreigeschossig mit neun Achsen, Abschlussrisalite. Mit Valentino Pezzani und Joseph Greissing. Rekonstruktion 1960/63.
1699–
1704
Z
Würzburg.
Rosenbach-Hof.
(Baudaten auch 1693–1701). Zweigeschossiger Adelshof als Dreiflügelanlage gegenüber dem fast gleichzeitig gebauten Rennweg-Schlösschen (unten).
Rosenbachpalais
Rosenbachpalais am Rennweg. Foto: Wolfgang 2012 in Wikipedia.
1699–
1714
Würzburg.
Juliusspital, Fürstenbau.
1699 erhält Petrini nach dem Brand des Nordflügels den Auftrag für den Wiederaufbau. Die Arbeit wird aber von seinem Mitarbeiter Joseph Greissing ausgeführt, der den Bau auch planerisch betreut.
1700–
1704
Z
Würzburg
Residenz am Rennweg (abgebrochen).
Früheste Dreiflügel-Schlossanlage Frankens mit Ehrenhof, an der Stelle der heutigen Residenz, sie wird später «Schlösschen» am Rennweg genannt. Die Ehrenhof-Ausrichtung in die neue städtebauliche Achse des nördlichen Grabens zum Juliusspital ist städtebaulich klug geplant. Bauherr ist Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau. Ausführend ist Valentino Pezzani und Heinrich Zimmer.
RennwegResidenz
Die Residenz am Rennweg in einer Planaufnahme 1719/20, vor ihrem Abbruch zu Gunsten der Neuen Residenz. Eintragungen des geplanten Residenzneubaus. Planverfasser: Balthasar Neumann.

Planungen von Antonio Petrini

Jahr

Ort, Werk

Beschrieb

1670

Würzburg.
Dietricher-Spital.

Planüberarbeitung eines neuen Gebäudekomplexes zwischen Markt und Blasiusgasse (abgebrochen).

1658

Eibelstadt.
Kreuzkapelle.

Zwei Entwürfe, davon ein Zentralbau-Entwurf. Entscheid aber gegen den «welschen Baumeister Antonio».

1681

Paderborn.
Jesuitenkirche.

Planungen einer Wandpfeiler-Emporenbasilika ähnlich der Jesuitenkirche Luzern sind vorhanden. Die Ausführung durch Petrini scheitert wegen zu hoher Kautionsforderungen. Ausführung ab 1683 nach Plänen des Jesuitenbruders Anton Hülse in retardierendem Manierismus.