Wird auch Niessler, Nistler oder Niestler geschrieben
Johann Thomas Nissler wird am 13. April 1713 in Floss bei Weiden in der Oberpfalz als Sohn des Maurers Andreas Nissler geboren. 1739 bewirbt er sich als Maurer- und Steinhauergeselle in Staffelstein um das Bürgerrecht. Er muss schon längere Zeit in Staffelstein berufstätig sein, vielleicht bei Simon Weber (1695–1735), dem einheimischen Maurer und Steinhauermeister, dessen Witwe Ursula Weber-König (1694–1778) er nach der Bürgerrechtserteilung heiratet. Die Einkaufssumme von 300 fränkischen Gulden bezahlt der Bruder der Witwe Weber, der Kooperator an der oberen Pfarre in Bamberg, Dr. theol. Andreas Melchior König. Der Bamberger Theologe und seine Schwester, die neue Ehefrau von Johann Thomas, stammen aus einer weiteren Maurermeisterfamilie Staffelsteins. Ihr Vater, Johann König (1664–1751) ist Stadtmaurermeister und Bierbrauer. Als Geselle hat der Schwiegervater in Bamberg unter Leonhard Dientzenhofer gearbeitet. Es scheint, dass die Heirat von der Familie König aus Gründen der Fortsetzung des Familienbetriebes arrangiert wird, denn kurz vor der Hochzeit stirbt erst 40-jährig der Sohn und Bruder, Maurermeister Johann Friedrich König. Seine Stelle nimmt nun als Compagnon Johann Königs der neue Schwiegersohn Thomas Nissler ein. Vorerst allein, später zusammen mit den Stiefsöhnen Johann Caspar und Johann Sebastian Weber führt er das bedeutende Unternehmen nach dem Tod Johann Königs weiter. Sein erstes Werk nach eigenem Entwurf ist die Kapelle zum Heiligen Kreuz bei Isling, die er 1743 im Auftrag des Langheimer Abtes Stephan Mösinger baut. Mit dieser Arbeitsvergabe beauftragt der Abt einen längst vertrauten Maurermeister, der in Langheim vorerst mit Simon Weber und dann als selbstständiger Unternehmer schon längere Zeit unter der Leitung des Hausarchitekten Johann Heinrich Krohne baut. So ist die ebenfalls 1743 erfolgte Arbeitsvergabe für den Neubau in Vierzehnheiligen an Johann Thomas Nissler nur eine Routineangelegenheit. Vierzehnheiligen wird zu seinem wichtigsten Werk. Er ist hier Unternehmer, Bauleiter und später enger Vertrauter von Balthasar Neumann. Nach dem Tod Neumanns 1753 führt er die Arbeiten selbstständig weiter. Die Gewölbe, die er 1762–1763 ausführt, zeigen sein hohes handwerkliches und technisches Können. Eine Mitwirkung anderer Baumeister oder des Sohnes von Balthasar Neumann können ausgeschlossen werden. Die Bauunternehmung Nissler-Weber ist allerdings nicht nur in Vierzehnheiligen tätig. Gleichzeitig arbeiten sie im benachbarten Kloster Banz, erstellen nach Küchels Entwurf die Kirche in Lettenreuth, nach dem Entwurf Nisslers entsteht 1758–1760 sein wichtigstes eigenständiges Werk, die Kirche St. Ägidius von Frauendorf. In Langheim baut er 1758–1759 den Krankenhausflügel. Die weitere Werkliste des Staffelsteiner Maurermeisters ist lang. Auf sie und auf die weiteren wichtigen Mauermeisterdynastien am Obermain verweist erstmals 2000 der Verfasser der einzigen objektiven Baumonographie Vierzehnheiligens, Peter Ruderich.[1]
Johann Thomas Nissler wird 1761 in den Rat der Stadt Staffelstein gewählt. 1768 fehlt er wegen Krankheit häufig an den Ratssitzungen. Am 1. September 1769 stirbt er, 56-jährig, in Staffelstein.
Pius Bieri 2010
Benutzte Literatur:
Ruderich, Peter: Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt zu Vierzehnheiligen. Eine Baumonographie. Bamberg 2000.
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