Herkunft, Ausbildung und Lehrtätigkeit
Als Sohn eines Gastwirtes wird er am 5. September 1685 im Marktflecken Dorfen[1] geboren und auf den Namen Alois getauft. Sein Vater ist zeitweise auch Amtskammerer und gehört damit dem Rat an. Alois ist das Jüngste mehrerer Kinder. Er beginnt mit den Studien in Landshut und uns setzt sie am Lyzeum in Freising fort, wo Pater Wolfgang Rinswerger aus Tegernsee, der spätere Abt von Michelfeld, sein Professor ist. Mit 18 Jahren tritt er ins Kloster Tegernsee ein und leistet unter dem Klosternamen Gregor 1703 Profess. Er besucht anschliessend das Studium commune[2] der Kongregation. Hier ist der Tegersfelder Pater Petrus Guetrather Direktor und Professor des Kirchenrechts. 1711 feiert Gregor Primiz. 1715 wird Petrus Guetrather zum Abt von Tegernsee gewählt. Gregor nimmt im gleichen Jahr eine Professur der Philosophie am Studium commune zu Oberalteich an. 1717–1725 ist er Professor der Theologie, kehrt dann aber nach Tegernsee zurück. Dort stirbt Abt Petrus Ende 1725.
Gregor I. Plaichshirn als Abt 1726–1762
Am 20. Januar 1726 wird Gregor Plaichshirn zum Nachfolger des früh verstorbenen Abtes gewählt. Er setzt das Werk seiner Vorgänger fort und sorgt für die gute Ausbildung der Konventualen. Ihre Zahl kann er mit 42 Neueintritten während seiner Amtszeit halten. Sechs Patres sind Professoren in Salzburg oder Freising. Er ist selbst Literat und fördert den Buchdruck im Kloster. 1727 bestätigt der Kurfürst ihm und den zukünftigen Äbten von Tegernsee das Primat vor allen bayrischen Äbten. 1735 wird Abt Gregor zum Präses der bayrischen Benediktinerkongregation gewählt und später noch dreimal in diesem Amt bestätigt. «Unter ihm erreicht Tegernsee den Höhepunkt seines Glanzes».[3] Festlich wird 1746 auch die Tausendjahr-Feier der Abtei begannen. Die Festschrift wird Abt Gregor gewidmet. Im Titelkupfer ist sein Porträt enthalten. Nochmals wird er 1761 anlässlich seines 50-jährigen Priesterjubiläums geehrt.
Am 27. Mai 1762 stirbt er, 77-jährig, in Tegernsee.
Sein Wirken als Bauabt
Er nimmt sich sofort des laufenden Klosterneubaus an. Sein Vorgänger hat 1722, nach einem längeren Unterbruch, die Arbeiten wieder aufgenommen. Der Rohbau des Refektorium-Eckflügels ist weitgehend fertig und der anschliessende Südflügel ist im Bau. Baumeister ist Johann Baptist Gunetzrhainer aus München. Bereits sind auch die Ausbauarbeiten im Eckflügel in Arbeit. Für die Stuckaturarbeiten wird Johann Baptist Zimmermann beigezogen, der im Kloster seit 1710 durch sein Arbeiten im Nordflügel bekannt ist. Nach dem Bezug der neuen Küche und des Refektoriums richtet Abt Gregor im Nordflügel anstelle der alten Küche die Druckerei neu ein. Er wird spätestens 1736, mit der Grundsteinlegung zur Prälatur und Kanzlei, zum wichtigen Bauabt und zum Vollender der Konventgebäude von Tegernsee. Am Ende seiner Amtszeit harrt nur noch der südliche Flügel des grossen Westhofes der Vollendung.
Gleichzeitig mit dem Klosterneubau baut Abt Gregor, wieder mit Johann Baptist Gunetzrhainer, 1727–1732 den Neubau des Schlosses Achleiten in Niederösterreich.[4] Hier an der Donau hat das Kloster grössere Besitzungen. Er lässt die Dreiflügelanlage mit einer Kapelle erhöht über dem alten Schloss errichten, das unter Überschwemmungen gelitten hat. Es dient als Amtssitz und Sommerfrische.
Zur Jubiläumsfeier 1746 lässt Abt Gregor auch die beiden, dem hl. Benedikt und dem heiligen Quirin geweihten Rokokokapellen im Langhaus der Stiftskirche anbringen.
Pius Bieri 2015
Tabelle der Konventmitglieder 1673–1803
Literatur
Lindner, Pirmin: Familia S. Quirini in Tegernsee. II. Teil, in: Oberbayrisches Archiv für vaterländische Geschichte, Ergänzungsheft zum 50. Band. München 1898.
Anmerkungen:
[1] Dorfen liegt am Oberlauf der Isen, welche bei Altötting in den Inn fliesst. Im befestigten Marktflecken liegt auf der Kreuzung zweier breiter Marktplätze die Stadtkirche.
[2] Das Studium commune setzt sich aus zwei Jahren Studium der Philosophie und vier Jahren Studium der Theologie zusammen. Es beginnt nach der Profess und wird in der bayrischen Benediktinerkongregation jeweils gemeinsam abgehalten. Die Studienorte wechseln. Das Studium wird 1769 zugunsten der öffentlichen theologischen Hochschulen aufgehoben. Siehe dazu auch die Abhandlungen in den Bänden der Germania Sacra, Neue Folge 28 (Benediktbeuern) und Neue Folge 39 (Wessobrunn).
[3] Pirmin Lindner in: Familia S. Quirini.
[4] Achleiten bei Limbach. Die Herrschaft ist mit Post oder Pferd über Wels und Linz in drei Tagen zu erreichen. Das Schloss ist heute in Privatbesitz. Die Kapelle ist abgebrochen.
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Abt OSB Gregor I. Plaichshirn (1685–1762) | ||||||||
Biografische Daten | Zurück zum Bauwerk | |||||||
Geburtsdatum | Geburtsort | Land 18. Jahrhundert | ||||||
5. September 1685 | Salzburg | Hochstift Salzburg | ||||||
Titel und Stellung | Regierungszeit | |||||||
Abt OSB der Benediktinerabtei Tegernsee | 1726–1762 | |||||||
Sterbedatum | Sterbeort | Land 18. Jahrhundert | ||||||
27. Mai 1762 | Abtei Tegernsee | Kurfürstentum Bayern | ||||||
Kurzbiografie | ||||||||
Abt Gregor I. Plaichshirn regiert 36 Jahre in Tegernsee. Er ist der zweite grosse Bauabt der Abtei. Zur Tausendjahr-Feier des Klosters 1746 kann er die Konventbauten, an denen seit 1689 gebaut wird, mit dem Abteibau des Südflügels vollenden. Beinahe ist damit der Idealplan von 1678 vollendet, nur der Südabschluss des Haupthofes und die Doppelturmfront der Kirche fehlen noch. Baumeister ist jetzt Johann Baptist Gunetzrhainer. Abt Gregor lässt auch die beiden Rokoko-Kapellen an das Langhaus der Stiftskirche anfügen. Während längerer Zeit ist er auch Präses der bayrischen Benediktinerkongregation. «Unter ihm erreicht Tegernsee den Höhepunkt seines Glanzes», schreibt Pirmin Lindner, der Verfasser des Professbuches. |
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