Philipp Jakob Steyrer (1715–1795)

Abt OSB in St. Peter 1749–1795

Antonius Erasmus Steyrer wird am 10. Februar 1715 in Freiburg als zweites Kind eines Sekretärs des Basler Domkapitels geboren, dessen Sitz seit 1678 Arlesheim ist. Bereits 1731 ersucht er in St. Peter um Aufnahme in den Benediktinerorden. Unter dem Namen Philipp Jakob legt er 1732 die Profess ab. 1739, im Todesjahr des Bauabtes Ulrich Bürgi, wird Philipp Jakob in Konstanz zum Priester geweiht. Der Nachfolger von Abt Ulrich, Benedikt II. Wülberz aus Esslingen, ernennt ihn in seiner ersten Amtshandlung zum Professor der Theologie. Der gleiche Abt, alles andere als vom «Bauwurmb» besessen, lässt gleichzeitig den Neubau der Bibliothek unvollendet im Rohbau stehen. 1746 kommt Pater Philipp ins Priorat St. Ulrich als Verweser und Seelsorger. Hier verfasst er die «Annales prioratus S. Ulrici in nigra silva».
Der erst 52-jährige Abt Wülberz stirbt im Herbst 1749, nach nur zehnjähriger Regierung. Noch nicht 35 Jahre alt wird Philip Jakob Steyrer von den 21 Kapitularen zum 55. Abt in der Klostergeschichte gewählt.
Der junge Abt holt seine ersten Lorbeeren auf dem Gebiet der Bautätigkeit. Die Vollendung der berühmten Klosterbibliothek ist sein Erstlingswerk. Für die Ausstattung erstellt er ein umfassendes Bildprogramm. Er ist stolz auf sein Werk und zeigt die 1752 vollendete Bibliothek gerne den Besuchern. Mit wertvollen Neuerwerbungen, vor allem von Handschriften aus den von Joseph II. bedrohten vorderösterreichischen Klöstern, sorgt Abt Philipp im Laufe seiner langen Amtszeit unfreiwillig dafür, dass 1806 die Bibliothek von St. Peter als wertvollste Büchersammlung Badens entsprechend geplündert wird.
Der energische Abt ruht nach dem Bibliotheksbau nicht. 1752 überzeugt er den Konvent vom Neubau der Klausurflügel im Osten, die Peter Thumb plant und Klosterbaumeister Johann Willam bis 1760 ausführt. Auch für Ausstattungen der Kirche, vor allem im Chorbereich, ist der Abt besorgt. Hochaltar und Chorgestühl werden 1766 bis 1772 von Matthias Faller geschaffen. Im gleichen Zeitraum werden die beiden Zähringer- Epitaphien im Chor geschaffen. Damit will der Abt die Beziehungen von St. Peter zum Nachfahren der Zähringer, dem evangelischen Markgrafen von Baden, festigen und Ansprüche des österreichischen Herrscherhauses abwehren. Bereits 1755 hat die Abtei das Dorf Zäringen erworben und lässt das Schloss renovieren. Damit befindet sich nicht nur die alte Grablege der Zähringer in St. Peter, auch das namengebende Dorf ist Klosterbesitz geworden. Die Annäherung an Baden wird 30 Jahre später nicht honoriert, Land- und Geldgier des badischen Hauses sind mächtiger als das Interesse am Kloster der Vorfahren.
Nicht nur am Klosterort selbst baut Abt Philipp. In Waldau, auf dem Lindenberg und in Eschenbach lässt er neue Kirchen errichten, der alte «Peterhof» in Freiburg wird umgebaut, in Bollschweil ein Pfarrhaus neu gebaut. Des Abtes Gunst und Wertschätzung erfahren auch das Priorat St. Ulrich, das seit 1560 zu St. Peter gehört, und die Propstei Sölden, die seit 1598 inkorporiert ist. Fast alles, was wir in den beiden Gotteshäusern an künstlerischer Ausgestaltung finden, ist der Initiative des Abtes Philipp Jakob Steyrer zu verdanken, der den Malern und Bildhauern jeweils die Anweisungen bis ins Detail gibt.
Leistungen hat Abt Philipp auch als Förderer der Wissenschaften aufzuweisen. Er baut das Gymnasium in St. Peter zu einer der modernsten Schulen seiner Zeit aus, was Lehrplan und Lehrstoff betrifft.
Im Jahr 1769 ernennt ihn der Kaiser zum ersten Direktor der Theologischen Fakultät an der Freiburger Universität.
Das Ende des Klosters muss Abt Philipp nicht mehr erleben. 1792 beschlagnahmt die kaiserliche Armee Teile der Klosterbauten. Man befürchtet eine Besetzung durch die Franzosen. Alle diese Meldungen treffen einen kränkelnden und bettlägerigen Abt, der am 7. November 1795, 80-jährig, verstirbt.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:
Raffelt, Albert (Hrsg.): Unfreiwillige Förderung, Abt Philipp Jakob Steyrer und die Universitätsbibliothek Freiburg, Freiburg i. Br. 2002.

Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Jakob_Steyrer
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/392/

 

Ein Porträt des Abtes Philipp Jakob Steyrer ist in der Äbtegalerie des ehemaligen Klosters zu finden.

Dieses Bild kann unter http://www.kloester-bw/.de
abgerufen werden.

Das hier vorgestellte Porträt befindet sich als Fresko in der Bibliothek, wo Abt Steyrer 1752 von Franz Ludwig Hermann als Abt Louis de Blois (Ludovicus Blosius, 1506–1566) dargestellt wird. Der Benediktinergelehrte hält sein Werk «Collyrium haereticorum» (1549) in den Händen. Er ist für Abt Steyrer Vorbild, der 1751 eine Sammlung von Schriften des Abtes Blosius im Druck herausgibt. Falsch ist deshalb die Bezeichnung dieser Darstellung des Abtes mit den Gesichtszügen Steyrers als Johannes Trithemius  (1462–1516), dagegen spricht schon das erst 1549 erschienene Werk, das er in den Händen hält.
Bildquelle: Wikipedia.
  Philipp Jakob Steyrer (1715–1795), Abt in St. Peter 1749–1795  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  10. Februar 1715 Freiburg Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald   1749–1795  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  7. November 1795 St. Peter Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Abt Philipp Jakob Steyrer prägt das Kloster St. Peter  und seine Herrschaften in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Gelehrter, Förderer der Wissenschaften und als Bauherr. Er vollendet den Bibliotheksneubau und baut auch den Ostteil der Klosters gemäss den ursprünglichen Planung. Die Bibliothek wird von ihm mit grossen Zukäufen bereichert. Er selbst veröffentlicht über 50 eigene Werke. Das Klostergymnasium wird zu einer der modernsten Schulen umgeformt. Die habsburgische Klosterpolitik veranlasst ihn, sich als Hauskloster der Zähringer vermehrt deren Nachfahren, den Markgrafen von Baden zuzuwenden. Nur sieben Jahre nach seinem Tod wird dann aber Baden sein Lebenswerk zerschlagen.

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