Maria Dominica Josepha von Rottenberg (1676–1738)

Priorin OP zu St. Katharinenthal 1712–1738

Anna Maria Moller wird am 14. September 1676 in Würzburg geboren. Sie nimmt den Namen ihres Stiefvaters Adam Wolfgang von Rottenberg an. Mit 18 Jahren, im August 1694 wird sie im Dominikanerinnenkloster St. Katharinenthal (alte Schreibweise Catharinathal, neueste Schreibweise St. Katharinental) bei Diessenhofen aufgenommen. Sie soll die Wahl nach einer Einsiedler Wallfahrt getroffen haben. Zu Einsiedeln hat sie auch später enge Beziehungen, sei es durch dortige Vettern (P. Meinrad Brenzer 1695–1765) und Neffen (P. Bonifaz d'Anethan 1714–1797), oder durch die Kopie der Einsiedler Gnadenkapelle in St. Katharinenthal. 1695 legt sie die Profess unter dem Klosternamen Maria Dominica Josepha ab. Sie wird 1712 Priorin und beginnt sogleich mit der Reformtätigkeit im Kloster. Energisch fördert sie als Grundlage einer bedingungslosen Klausur den Neubau des Klosters, als Bauherrin gibt sie dem Baumeister Franz Beer II ein klares Raumprogramm vor. Der Neubau wird mit praktisch leeren Kassen 1715 begonnen. Die Vorsteherin hat aber nebst ihrem starken Glauben und ihren mystischen Erlebnissen auch einen guten Draht zu finanzkräftigen Kreisen. Ein Wunder ist sicher, dass der Klosterneubau finanziert werden kann, denn schon 1717 werden die Nonnen in der neuen Klausur im fertig gestellten Ost- und Nordflügel «eingeschlossen». Nach einer finanziellen Erholungspause führt Frau Dominica mit Johann Michael Beer von Bleichten, dem Sohn von Franz Beer, 1732−1735 den Kirchenneubau durch. Mit der vollendeten Klosteranlage hat sie die Voraussetzungen für eine streng ordenskonforme Kommunität geschaffen.
Die Nachricht von entsprechenden Erfolgen erreicht auch den Abt von St. Gallen. In seinem Auftrag nimmt sich die Priorin Dominica Josepha von Rottenberg persönlich der Reform in Frauenklöstern auf St. Galler Gebiet an: 1725 Wil, 1727 Maria der Engel in Wattwil, sodann St. Scholastika (Rorschach), Notkersegg (St. Gallen) sowie wahrscheinlich St. Georgen bei St. Gallen und Maria Hilf, Altstätten. Neben der Blüte zur Zeit der Hochgotik im 13./14. Jahrhundert darf die Epoche dieser Priorin und ihrer Barockbauten füglich als zweiter Höhepunkt in der Geschichte St. Katharinenthals betrachtet werden.
Maria Dominica Josepha von Rottenberg stirbt am 30. Januar 1738, im 63. Altersjahr. Ihr Epitaph befindet sich an der Nordwand vor dem Marienaltar.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:


Link:

http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D6591.php

Von Maria Dominica Josepha von Rottenberg ist kein Porträt bekannt. Ihr Wappen suchen wir an Altären und Orgel vergeblich. Ein Klosterwappen wird von den Frauen selbst in den Bauten der Herrschaft nicht benutzt. Offensichtlich zeigt sich die Weltabgewandtheit der Dominikanerinnen auch in ihrer Absenz von Selbstdarstellungen. Am 1974 frei rekonstruierten  Eingangsportal ist als Erinnerung an die Bauherrin ein ebenso frei erfundenes Hauszeichen angebracht. Im Oval ist um einen Reichsapfel mit Kreuz folgende Inschrift zu lesen: St / C(atharinenthal) / 1717 / J(osepha) v(on) R(ottenberg).
  Maria Dominica Josepha von Rottenberg (1676–1738)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  14. September 1776 Würzburg Bayern D   Fürstbistum Würzburg  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Priorin OP in St. Katharinenthal   1712–1738  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  30. Januar 1738 St. Katharinental Thurgau CH   Gem. Herrschaft Thurgau  
  Kurzbiografie              
 

Maria Dominica Josepha von Rottenberg ist in ihrem religiösen Eifer und in ihrem Willen zur Durchsetzung der strengen nachtridentinischen Frauenklöster-Reform eine Ausnahmeerscheinung im lebensfrohen katholischen Barock. Ihre mystischen Erscheinungen setzen zwar eine mittelalterliche Tradition in St. Katharinenthal fort, sie fördern im Verbund mit ihrer asketischen Lebenshaltung auch schnell den Ruf der Heiligkeit und erschweren heute eine sachliche Würdigung ihrer Reformleistungen. Beim Klosterneubau in St. Katharinenthal setzt sie die Planungsschwerpunkte und erreicht zur Genugtuung der dominierenden Männergesellschaft die völlige Abschottung der Frauen von der «Welt». Gleichzeitig führt sie das wenig begüterte Kloster in eine neue Blütezeit.

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