Pater Felizian Deuring SJ (1628–1704)

Superior, Rektor, Prokurator und Minister der Niederlassung Solothurn 1668−1685

Felizian Deuring wird am 28. Januar 1628 in Landshut als Sohn des aus Bregenz stammenden Kanzlers Peter von Deuring geboren. 1644 tritt er im Jesuitenkolleg Landsberg ins Noviziat ein. Er studiert Philosophie und Theologie in Ingolstadt und wird 1657 in Eichstätt zum Priester geweiht. Bis 1659 ist er in Burghausen, das Tertiat[1] absolviert er in Altötting. 1660−1663 ist er Minister[2] in Ebersberg, dann übt er die gleiche Funktion 1663−1665 in Innsbruck aus. Franz Demess, sein späterer Nachfolger in Solothurn, ist zur gleichen Zeit in Ebersberg im Tertiat und in Innsbruck als Professor tätig. Ob hier in Innsbruck das gemeinsame Interesse an der Baukunst erwacht? 1665−1668 ist Felizian Deuring in München, wieder als Minister. 1668−1677 leitet er die Niederlassung in Solothurn, vorerst als Superior und ab 1671, nach deren Erhebung zum Kolleg, als dessen erster Rektor. Hier kreuzen sich 1671 seine Wege wieder mit Franz Demess, der als Planer und «Consultor minister operaii» bis 1679 für die Kollegiengebäude tätig ist. Felizian Deuring bleibt nach seinem Rektorat weiterhin in Solothurn, als Minister und Prokurator.[3] 1679 ist er in Nachfolge von Franz Demess «Curator fabricae». Dieser kehrt 1682 als Rektor nach Solothurn zurück und wird als «Procurator fabricae» und erfahrener Liebhaberarchitekt auch wieder die Leitung des seit 1680 begonnenen Kirchenneubaus übernehmen, während Felician Deurig 1685−1688 nach Brig als Superior kommt. 1689−1692 ist er Rektor in Burghausen, dann 1693−1698 Superior in Ebersberg. Die letzten Lebensjahre verbringt er in München, wo er am 3. März 1704 im Alter von 76 Jahren stirbt.
Sein Wirken in Solothurn von 1668−1685 fällt zusammen mit dem Neubau der Kollegiumsgebäude, und ab 1680 mit dem Neubau der Ordenskirche Mariä Himmelfahrt. Sein Beitrag an dieses Bauwerk, für das Br. Heinrich Mayer SJ die Pläne erstellt und das dieser bis zur Rückkehr von Pater Franz Demess SJ vermutlich auch leitet, ist der eines in Architekturfragen gebildeten Bauherrn.

Pius Bieri 2009

Benutzte Literatur:
Sommer-Ramer, Cécile: Kolleg Solothurn, in: Helvetia Sacra, Abteilung VII, Bern 1976.

Anmerkungen:

[1] Das sogenannte Dritte Probejahr nach Vollendung der Studien zur Vertiefung des religiös-asketischen Lebens.

[2] Dem Minister wird die äussere Verwaltung einer Jesuitenniederlassung anvertraut.

[3] Finanzverwalter.

 

1676 trifft in Paris ein Fassadenplan der Jesuitenkirche Solothurn ein, die von der Stiftung Louis XIV mitfinanziert wird. Der Fassadenplan basiert noch auf einer Basilika und geht von einem Entwurf des Luzerner Rektors P. Christoph Vogt SJ aus, der bis 1669 zusammen mit dem Solothurner Rektor P. Felizian Deuring SJ den Neubau plant. Erst mit dem Eintreffen von Br. Heinrich Mayer SJ in Solothurn (1680) wird von der Basilika zugunsten einer Wandpfeilerhalle abgesehen.
Plandokument in den Archives du Ministère des Affaires Etrangères, Paris.
  Pater Felizian Deuring SJ (1628–1704)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  28. Januar 1628 Landshut, Bayern (D)   Kurfürstentum Bayern  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Superior und Rektor am Kollegium in Solothurn   1668–1677  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  3. März 1704 München, Bayern (D)   Kurfürstentum Bayern  
  Kurzbiografie              
 

Pater Felizian Deuring erwirbt sich die im 17. Jahrhundert bei den Jesuiten übliche und weit über dem Durchschnitt liegende Bildung, zu der auch die Baukunst gehört. Er betätigt sich nicht selbst als Architekt. Als Leiter und Rektor der Niederlassung in Solothurn ist er aber in der entscheidenden Bauphasen des Kollegiums und der Kirche von 1668 bis 1685 Entscheidungsträger auch für die Neubauten. Ihm stehen eigentliche Jesuitenbaumeister wie Br. Heinrich Mayer (ab 1680) oder die Liebhaberarchitekten Pater Christoph Vogler (bis 1669) oder Pater Franz Demess (ab 1672) zur Seite.

    SolothurnFassade1676  
  PDF (nur Text)         Bildlegende