Alphons (Ildephonsus) Kleinhans von Muregg (1606–1671)

Abt OSB in der Reichsabtei Ochsenhausen 1658–1671

Als Johann Baptist wird er am 10. Dezember 1606 in Feldkirch geboren. Schon 1622 ist er Novize in Ochsenhausen und nimmt den Klosternamen Ildephons oder Alphons an. Er studiert an der neugegründeten Benediktineruniversität in Salzburg. Hier wird er zum Priester geweiht. 1632 feiert er in Feldkirch Primiz. Der Konvent von Ochsenhausen flüchtet in diesem Jahr vor den Schweden. Die Primizpredigt kann deshalb Abt Bartholomäus halten, der wenige Monate später im Konstanzer Exil stirbt. Der neugewählte Abt Wunibald beordert Pater Alphons zur Verstärkung der Seelsorge zurück in die verwüstete Herrschaft Ochsenhausen, während sich der Grossteil des Konvents noch immer in Klöstern der Schweiz und Österreichs aufhält. 1638 wird Pater Alphons durch Wahl in Petershausen Abt von Alpirsbach, dem wechselhaft württembergischen und dann wieder selbstständigen Kloster im Schwarzwald.[1] Trotz der unsicheren politischen Lage investiert der neue Alpisbacher Abt sofort in Umbauten. Er kann innerhalb von zehn Jahren das stark verschuldete Kloster schuldenfrei machen und dem aus dem Exil zurückgekehrten Abt Wunibald von Ochsenhausen 1648 noch 12 000 Gulden für die Wiederherstellung von Kirche und Konvent leihen. Im gleichen Jahr fällt Alpirsbach endgültig an Württemberg. Abt Alphons kann das in Alpirsbach gehäufte Kapital noch retten. Er geht mit dem kleinen Konvent in die der Abtei Ochsenhausen gehörende Herrschaft Ummendorf. 1653 wird ihm der freie Abtssitz im elsässischen Reichskloster Münster angeboten.[2] Er nimmt ihn an, muss aber an Ort erleben, dass Frankreich vollendete Tatsachen geschaffen hat und im Einflussbereich des Sonnenkönigs nicht mehr der Orden die Äbte zu bestimmen hat.[3] Er kehrt deshalb nach Ummendorf zurück und will gar in die Kartause Buxheim eintreten, als er am 23. Februar 1658 zum neuen Abt von Ochsenhausen gewählt wird. Hier beweist er sofort sein zupackendes Führungstalent und seinen ausgeprägten Sinn für das Machbare und auch für den finanziellen Erfolg. Er beseitigt die Kriegsschäden, stellt den Klosternordflügel und den Anschlussflügel mit der Sakristei fertig und baut 1667 den neuen, vorläufig zweigeschossigen Gästeflügel. Er führt mit neuen Gärten, Mauern, Rondellen und auch neuen Ökonomiegebäuden das Kloster definitiv in den Barock. In die noch 1621 manieristisch renovierte Kirche stellt er einen neuen barocken Hochaltar. Seine Mitbrüder können seinem Tatendrang und seinen Neuerungen nicht folgen. Die Chronisten beschreiben ihn bis heute als Zerstörer des Alten. Immerhin wird sein finanzielles Genie anerkannt, das ihm nebst den baulichen Ausgaben auch den Erwerb des Schlosses Horn im Thurgau und eines grossen Jagdrechtes im Kirchberger Wald erlaubt. Zur immer gut gefüllten Klosterkasse trägt er zudem mit seinem Privatvermögen bei. Während seiner Regierungszeit erholt sich das Kloster personell vom Dreissigjährigen Krieg. Es kann 16 Neueintritte verzeichnen und zählt jetzt 30 Patres. Der verdienstvolle Abt Alphons Kleinhans von Muregg, der erste barocke Bauprälat Ochsenhausens, stirbt am 14. Mai 1671 mit 65 Jahren.
Sein Wappen mit den Abtsinsignien finden wir in der Sakristei, in Stein gehauen und farbig gefasst, und als Kartusche in Öl auf dem Hauptaltarbild von Johann Heinrich Schönfeld. Es ist geviertet  mit einer Sonne als Herzschild und zeigt in Silber einen blauen deutschen Adler und eine schräglinks verlaufende sechsfache Teilung in Blau und Gold.

Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Geisenhof, Georg: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben, verfasst von einem Mitgliede desselben. Ottobeuren 1829.
Herold, Max (Hg.): Ochsenhausen. Von der Benediktinerabtei zur oberschwäbischen Landstadt. Weissenhorn 1994.

Anmerkungen:


[1] 1535 erfolgte die Aufhebung des Klosters. 1548 bis 1555 müssen die Kirchengüter noch einmal an das Stift zurückgegeben werden. Dann fällt das Kloster im Augsburger Religionsfrieden wieder an die Evangelischen. Herzog Christoph richtete 1556 in Alpirsbach wie in den übrigen dreizehn Männerklöstern des Landes eine Klosterschule ein. Als Folge des Restitutionsediktes kehren von 1629–1631 und von 1634–1648 noch einmal Mönche aus Ochsenhausen in das Kloster zurück. Im Westfälischen Frieden 1648 gelangt Alpirsbach dann endgültig an das Herzogtum Württemberg.

[2] Münster im Gregoriental, das Kloster im Zentrum der Stadt wird 1790 aufgehoben und 1802 abgebrochen.

[3] Hier liegt auch die Begründung für den Niedergang der Klosterkultur in den katholischen Ländern Italien, Spanien, Portugal und Frankreich im 17. Jahrhundert. Die Besetzung der Abtstellen als Belohnung königlicher Günstlinge, selbst an Hugenottenführer und Künstler, lassen das religiöse und kulturelle Leben verkümmern. In diesen Ländern finden sich im 17. und 18. Jahrhundert keine Leistungen auf dem Gebiet der Klosterbaukunst.

 

Für den Hochaltar der Stiftskirche Ochsenhausen bestellt Abt Alphons Kleinhans beim berühmten Augsburger Maler Johann Heinrich Schönfeld das Altarblatt, das dieser 1663 liefert. Es zeigt die Himmelfahrt Mariä. In der untern Hälfte sind die Kirchenpatrone Johannes der Täufer und Georg mit Petrus und Paulus abgebildet, dahinter vier heilige Benediktiner in prächtigen Rauchmänteln. Unten ist, leicht verdeckt durch den Tabernakelaufsatz, das Wappen des Abtes Alphons zu sehen.
Bildquelle: Thomas Mirtsch in Wikipedia
  Abt Alphons Kleinhans von Muregg (1606–1671) in Ochsenhausen  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  10. Dezember 1606 Feldkirch Vorarlberg A   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei Ochsenhausen   1658–1671  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  14. Mai 1671 Ochsenhausen Baden-Württemberg D   Herrschaft Abtei Ochsenhausen  
  Kurzbiografie              
 

1638 wird der Ochsenhausener Konventuale Alphons Kleinhans Abt in Alpirsbach, wo er 1648 der württembergischen Wiederinbesitznahme weichen muss, nicht ohne bedeutendes Finanzvermögen nach Ochsenhausen zu retten. 1653 kann er sein Amt als gewählter Abt des Reichsklosters Gregorienmünster im Elsass nicht antreten, da hier bereits die neuen französischen Herren regieren. 1658 ist er Abt in Ochsenhausen. Mit seinem zupackenden Führungstalent, seinem Sinn fürs Machbare und seiner ökonomischen Ader wird er zum Erneuerer nach den Verheerungen des Dreissigjährigen Krieges. Er vollendet den Klosterneubau, erstellt Gäste- und Ökonomiebauten, baut den Mauerring mit den Rondellen und stattet die Stiftskirche neu aus.

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