Coelestin (Johann Leonhard) Frener (1664–1737)

Abt OSB in der Reichsabtei Ochsenhausen 1725–1737

Johann Leonhard Frener wird am 27. März 1664 in Konstanz geboren. 1678 kommt er in die Schule des Klosters Ochsenhausen. 1682 legt er Profess ab und nimmt den Klosternamen Coelestin an. In Salzburg studiert er Theologie. Nach der Priesterweihe 1689 dient er dem Konvent als Professor der Klosterschule, als Novizenmeister, Ökonom und Prior, sowie Pfleger der Klosterherrschaften Tannheim, Ober-Sulmentingen und Ummendorf. Von der Klosterherrschaft existiert seit 1660 eine eher malerische als genaue topografische Darstellung. Der wissenschaftlich interessierte Pater Coelestin gibt den Anstoss zu einem neuen Kartenwerk von grosser Präzision. Unerwartet wird er, trotz seiner 62 Jahre, am 17. Mai 1725 zum Abt gewählt. Er nimmt als erstes die Fertigstellung des Kartenwerkes zur Hand und übergibt die Leitung an Pater Hermann Hörmann. Das Kartenwerk erreicht die Präzision topographischer Messtischblätter vom Anfang des 19. Jahrhunderts.[1] Abt Coelestin gibt gleichzeitig jedem Haus in der Klosterherrschaft einen Heiligennamen. Seine Hausnamen halten sich bis in die neueste Zeit.
Wirklich bekannt wird er aber als Bauabt. Er beruft den Elchinger Stiftsbaumeister Christian Wiedemann für den spätbarocken Umbau der Stiftskirche. Für die Stuckaturen verdingt er Gaspare Mola (1684–1749) aus Coldrerio im Tessin. Der Augsburger Maler Johann Georg Bergmüller erstellt die Deckenfresken.
Abt Coelestin erneuert auch die Ausstattung. Der Hochaltar von 1729 mit seinen kulissenartig frei vorgesetzten Doppelsäulen ist eine Meisterleistung des Augsburger Kunstschreiners Johann Joseph Obrist. Als Abschluss der spätbarocken Neugestaltung verdingt 1728 Abt Coelestin die grosse Westorgel an den erst 28-jährigen Joseph Gabler aus Ochsenhausen. Sie wird 1734 eingeweiht und setzt im Orgelbau neue Massstäbe. «Das Beste, was unsere Kirche diesem sehr thätigen Abte zu danken hat, ist die grosse Orgel mit vier Klavieren und fünfzig Registern oder Zügen», schreibt später der Klosterchronist.
Die Abtei Ochsenhausen kann solche Bauausgaben spielend verkraften. Dies zeigt der von Abt Coelestin 1735 getätigte Kauf der Herrschaft Untersulmentingen für 170 000 Gulden, ein mehrfaches der überhaupt möglichen gesamten Bauausgaben, über die allerdings kein Buch geführt wird.
Abt Coelestin Frener stirbt am 10. September 1737 im Alter von 73 Jahren.
«Er war von Statur gross und hager, aber bis zu seinem Ende heiter und jugendlich lebhaft», beschreibt ihn der Chronist. Die Beschreibung stimmt mit seinem Porträt im Rathaus Ochsenhausen überein, das vielleicht Johann Georg Bergmüller gemalt hat. Es scheint als erstes der erhaltenen Äbteporträts nach dem Leben gemalt und zeigt ihn stehend, in schönem Hell-Dunkel-Kontrast vor einer drapierten Säulenarchitektur. Er trägt Kappe[2] und das Pektorale und hält in der linken Hand ein versiegeltes Schriftstück, vielleicht den Pfandvertrag für die Fuggerherrschaft Untersulmentingen von 1728, der dann 1735 durch Kauf abgelöst wird.
Im Hintergrund ist sein Wappen mit den Insignien eines Reichsprälaten, dem Stab und dem Schwert, zu finden.[3]
Sein Wappen, gespalten von Blau und Rot, rechts mit drei goldenen Sternen, links ein halber silberner Flug mit goldenem Halbmond, ist auch an der Kirchendecke und an der Gabler-Orgel zu finden.
Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Geisenhof, Georg: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben, verfasst von einem Mitgliede desselben. Ottobeuren 1829.


[1] Der Massstab beträgt 1:2450. Das umfangreiche Werk von mehreren Dutzend präziser Blätter wird von Lieutenant und Feldmesser Wolff und dem Gehilfen Sebastian Bronner unter der Leitung von Pater Hermann Hörmann 1726–1729 erstellt und ist bis um 1800 im Gebrauch.

[2] Es die damals übliche Kopfbedeckung der Benediktiner, die bereits Kalotte oder Biret genannt wird, aber im Gegensatz zum später nur noch den Scheitel bedeckenden Biret noch den Kopf bedeckt.

[3] In Ochsenhausen ist bei den heraldischen Darstellungen die Beifügung des Klosterwappens, eines aus der Kirche tretenden Ochsens, sehr selten. Eine Ausnahme ist das Wappen des Abtes Benedikt Denzel im Ostflügel-Frontispiz. Offensichtlich ist das «sprechende» Klosterwappen, dem jegliche heraldische Ordnung abgeht, schon den früheren Äbten suspekt. Gottfried Bernhard Götz leistet sich um 1750 auf einem Stich zur Reliquie des Stabes von St. Mang die Freiheit, einen Ochsenkopf mit Mytra, Abtsstab und Schwert darzustellen.

Das Porträt des Abtes Coelestin Frener scheint als erstes der erhaltenen Äbteporträts nach dem Leben gemalt und zeigt ihn stehend, in schönem Hell-Dunkel-Kontrast vor einer drapierten Säulenarchitektur. Original im Klostermuseum, hier vielleicht als Doppel des im Rathaus hängenden Porträts, welches von Johann Georg Bergmüller stammen könnte. Siehe auch Bilderläuterung im Text.
Bildquelle: Wikipedia, vom Verfasser überarbeitet.
  Abt OSB Coelestin Frener (1664–1737) in Ochsenhausen  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  27. März 1664 Konstanz Baden Württemberg D   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei Ochsenhausen   1725–1737  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  10. September 1737 Ochsenhausen Baden-Württemberg D   Herrschaft Abtei Ochsenhausen  
  Kurzbiografie              
 

Obwohl er erst mit 62 Jahren zum Abt gewählt wird, setzt Coelestin Frener in Ochsenhausen starke Akzente. Wissenschaftlich interessiert, erstellt er ein Kartenwerk der Klosterherrschaft von grosser Präzision und gibt jedem Haus der Herrschaft einen Heiligennamen. Nach seiner Wahl zum Abt beginnt er mit der spätbarocken Neugestaltung der Stiftskirche, für die er die besten Meister nach Ochsenhausen holt. Den jungen Ochsenhausener Orgelbauer Joseph Gabler fördert er mit dem Auftrag für die grosse Westorgel und setzt damit ein Zeichen für die florierende Musikkultur im Kloster, die von Abt Coelestin ebenso wie die Wissenschaft gefördert wird.

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