Wolfgang Rinswerger (1658–1721)

Abt OSB von Michelfeld 1707–1721

Tegernsee, Salzburg, Freising
Wolfgang Rinswerger[1] soll gemäss der Mitteilung in der Ensdorfer Totenrotel aus München stammen. Die übliche Angabe des Elternhauses fehlt. Als Geburtsdatum wird der 7. April 1658 genannt. Bis zu seinem Eintritt mit 18 Jahren in das Kloster Tegernsee bleibt sein Lebenslauf, seine Familienherkunft und sein Taufname im Dunkeln. In Tegernsee leistet er am 25. April 1677 mit dem Klosternamen Wolfgang Profess. Hier regiert seit 1673 Bernhard Wenzl als Abt, vorheriger Professor und Rektor, jetziger Assistent im Präsidium der Benediktineruniversität Salzburg. Er fördert gezielt die neueintretenden Konventualen. Wolfgang kann in Salzburg studieren und feiert 1682 Primiz. Schon 1683 ist er als Professor am Akademischen Gymnasium der Universität tätig und lehrt hier bis 1697, seit 1689 als Professor der Rhetorik. Er verfasst jetzt auch Theaterstücke und Dramen, die jeweils aufgeführt werden. In seiner Salzburger Zeit werden fünf Werke gedruckt.
1698 wirbt ihn der Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck als Professor der Rhetorik für sein neueröffnetes Lyzeum ab. Hier unterrichtet 1697–1701 auch der Benediktbeurer P. Karl Meichelbeck.[2] Wahrscheinlich kennt P. Wolfgang diesen Musiker und späteren grossen Historiker schon seit der Salzburger Zeit, jedenfalls sind die Kontakte zu den Asams massgebend durch diesen Musik-, Kunst- und Geschichtskenner geprägt.[3] 1702 zieht der Fürstbischof P. Wolfgang an seinen Hof und ernennt ihn zum Präfekten des Lyzeums. Am Freisinger Hof ist er an der Tafel des Fürstbischofs und lernt so die Äbte der Bistumsklöster kennen. Diese postulieren ihn am 3. August 1707 zum Abt in Michelfeld.

Michelfeld
Die Abtei Michelfeld bei Auerbach ist nach der Resignation des Abtes Albert Stöckl im August 1706 ohne Abt. Der verdienstvolle erste Abt hat den Kloster- und Kirchenneubau schon 1697 beendet. Plünderungen durch kaiserliche Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg und Intrigen gegen seine Person setzten ihm derart zu, dass er mit nur 40 Jahren zurücktritt. Offensichtlich ist die Klostergemeinschaft zu schwach oder zu zerstritten, um aus ihren Reihen einen neuen Abt zu wählen. Der postulierte Abt Wolfgang Rinswerger ist deshalb ein wahrer Glücksfall, wie seine gelungene Stabilisierung der Klostergemeinschaft noch während des Spanischen Erbfolgekriegs zeigt. Der Konvent wächst während seiner Regierung auf 16 Mitglieder.
Abt Wolfgang ist grosser Marienverehrer. Nachdem er schon in Freising eine marianische Kongregation errichtet hat, deren Präses und Prediger er ist, richtet er auch in Michelfeld eine Rosenkranzbruderschaft ein. Er baut von Auerbach nach Michelfeld einen Stationenweg. Michelfeld liegt im Bistum Bamberg. Mit Freising bleibt der Abt aber weiterhin verbunden. 1709 hält er sich als Festprediger und Dramaturg zur Feier der Translation des hl. Nonnosus am Freisinger Hof auf. Hier malt die Familie Asam in diesem Jahr den Saal des Lyzeums aus, der heute Asamsaal genannt wird. Abt Wolfgang lernt wahrscheinlich in Freising die beiden Söhne von Georg Asam als Künstler kennen. Auf einem Seitenaltar des Asamsaals findet das Gnadenbild der Freisinger Immaculata Aufstellung, eine Plastik, die Wolfgang Rinswerger als damaliger Präses der Marienkongregation 1703 dem Münchner Hofbildhauer Wolfgang Leuthner in Auftrag gibt.
Es wäre verwunderlich, wenn Abt Wolfgang als Literat und Rhetoriker nicht auch die Bildung der eigenen Konventualen fördern würde. 1717 richtet er in Michelfeld das «Studium commune» ein, wie die interne Ausbildung der bayerischen Benediktinerkongregation genannt wird. Hier lehrt auch sein späterer Nachfolger Heinrich Harder. Unter Abt Wolfgang hält auch die barocke Theater- und Festkultur in Michelfeld Einzug.
Grosse Verdienste erwirbt sich Abt Wolfgang als Förderer der Baukunst. Bald nach Friedensschluss 1714 beginnt er eine weitgehende Erneuerung des Klosterkirchen-Innenraums. Offenbar wirkt der 20 Jahre vorher mit knappen Geldmitteln gebaute, weisse und karg ausgestattete Innenraum nicht mehr zeitgemäss. Die Modernisierung betrifft nebst der Neustuckierung und Freskierung vor allem den Neubau des Chorbereichs mit dem Psallierchor. Abt Wolfgang lässt den Chor von 1691 abbrechen und neu bauen. Er baut auch die Westempore um, die Kirche erhält neue Altäre und eine neue Orgel. Im Psallierchor lässt er ein neues Chorgestühl bauen. Dass er für den Freskenzyklus im Psallierchor (1716) und in der Kirche (1717) Cosmas Damian Asam holt, ist mit den Empfehlungen aus Freising und angesichts der bereits ausgeführten Werke in Ensdorf, München und Amberg selbstverständlich. Auch dessen Bruder Egid Quirin lässt er 1721 den Stuckmarmor-Hochaltar und lebensgrosse figürliche Plastiken anfertigen.
Anfang 1721 resigniert er aus gesundheitlichen Gründen. Als Nachfolger wählt der Konvent aus den eigenen Reihen Heinrich Harder. Abt Wolfgang Rinswerger stirbt schon am 14. Oktober 1721 an einem Schlaganfall. Er wird 63 Jahre alt.
Ein Grabstein und auch ein Porträt des Abtes sind nicht bekannt.

Wappen
Das alte Klosterwappen der Abtei ist der Adler des Evangelisten Johannes, wie ihn noch bis 1978 die Gemeinde Michelfeld im Wappen führt.[4] Dieser heraldisch korrekte Johannisadler wandelt sich nach der Restitution zum Patronatswappen, nimmt aber die Form eines kelchtragenden Engels mit Adlerkopf an. Dieser ist jetzt auf silbernem Grund mit blau-roter Gewandung, schwarzem Adlerkopf und schwarzen Flügeln dargestellt.

WappenRinswerger An der Brüstung der Orgelempore ist dieses Kloster-oder Patronatswappen mit dem persönlichen Schild des Abtes Wolfgang vereinigt.
Sein Wappen ist in Blau eine auffliegende silberne Friedenstaube.
Das Wappen des Abtes ist auch in einer Kartusche an der Decke des Psallierchors zu sehen.

Auch an der Emporenuntersicht über dem südlichen Otto-Altar im ersten Joch ist es zu finden. Hier reicht ein Putto mit dem Wappenschild des Abtes Wolfgang einem Putto mit dem Bamberger Wappen einen Brief mit Siegel. Ein drittes Putto hält den Bauplan. Die Überschrift lautet «Bene fundata est» (es ruht auf starkem Grund). Zu dieser Drstellung siehe die Bildlegende oben.

Pius Bieri 2019

Literatur
Lindner, Pirmin: Familia S. Quirini in Tegernsee. Die Äbte und Mönche der Benediktiner-Abtei Tegernsee. München 1898.
Hager, Georg: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Heft XI Bezirksamt Eschenbach. München 1909.
Gürth, P. Alcuin Heribert OSB: Über Wolfgang Dientzenhofer. Dissertation München 1958

Web
Die Totenrotelsammlung des Benediktinerklosters Ensdorf, Band 1 - Provinzialbibliothek Amberg 2 Ms. 39 / 1, Ensdorf, 1716 bis 1729, [Bl. 57r - 58)v] / P. Wolfgangus Rinswerger (Michelfeld 14.10.1721) in: Digitale Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek. [urn:nbn:de:bvb:12-bsb0003417-3].

Anmerkungen

[1] Sein Familienname Rinswerger wird in der 1724 posthum erschienenen Schrift «e funere Phoenix» Ringsberger geschrieben, aber schon in der Neuauflage 1729 wieder zu Rinswerger korrigiert.

[2] P. Karl Meichelbeck (1669–1739) aus Marktoberdorf, Eintritt 1687 in Benediktbeuern, Noviziat in Prüfening, Profess 1688, 1692–1693 Theologiestudium in Salzburg, 1697–1701 Professor in Freising, dann Professuren in Rott am Inn und Benediktbeuern, 1708 Historiograph der bayerischen Benediktinerkongregation, 1712–1713 in Rom, wo er Cosmas Damian Asam besucht. 1722 am Hof des Fürstbischofs von Freising, wo er die Bistumsgeschichte verfasst. Nach 1727 ist er wieder in Benediktbeuern. Schon 1709, anlässlich der Ausmalung der Lyzeumsaula, ist er treibende Kraft für den Beizug von Georg Asams und seinen Söhnen. Er wird zum Fürsprecher von Cosmas Damian Asam und dürfte nach 1713 nebst dem Fürstbischof auch die späteren Äbte Wolfgang Rinswerger (Michelfeld) und Bonaventura Oberhueber (Ensdorf) von den Qualitäten des jungen Asam überzeugen.

[3] Die Kenntnisse der Fresken von Georg Asam sind aus Tegernsee und auch aus Freising gegeben, denn noch 1709 malt dieser (auf Empfehlung von P. Kurt Meichelbeck) die Fresken in der Aula des Lyzeums. Hier arbeiten schon seine Söhne selbständig. Eher lernt Wolfgang Rinswerger deshalb Cosmas Damian und Egid Quirin Asam in Freising (oder Freystadt) als in Tegernsee kennen. Die übliche Erklärung der Kunsthistorik, dass die beiden Äbte Cosmas Damian Asam wegen ihrer alten Kontakte zu Tegernsee beiziehen, greift zu kurz.

[4] Das Wappen der Gemeinde Michelfeld bis zur Eingemeindung in Auerbach 1978 ist in Blau ein silberner Adler mit goldenem Nimbus (Heiligenschein) und roter Bewehrung.



Im Fresko der Quertonne über dem südlichen Otto-Altar des ersten Joches reicht ein Putto mit dem Wappenschild des Abtes Wolfgang einem Putto mit dem Bamberger Wappen einen Brief mit Siegel. Ein drittes Putto hält den Bauplan der Kirche. Die Überschrift lautet «Bene fundata est» (es ruht auf starkem Grund). Das Fresko von Cosmas Damian Asam korrespondiert mit dem darunterliegenden Blatt des Otto-Altars, welches die Übergabe des Klosterbauplans an den hl. Bischof Otto darstellt. Foto: Bieri 2019.
Siehe das Gesamtbild des Altars im Werkbeschrieb «Klsoter Ensdorf».

  Wolfgang Rinswerger (1658–1721) Abt OSB in Michelfeld  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  7. April 1658 München Oberbayern D   Kurfürstentum Bayern  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei Michelfeld   1707–1721  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  14. Oktober 1721 Michelfeld (Auerbach) Oberpfalz D   Kurfürstentum Bayern  
  Kurzbiografie              
 

Wolfgang Rinswerger ist Konventuale von Tegernsee. Schon mit 25 Jahren lehrt er am Akademischen Gymnasium der Universität Salzburg. 1698 wechselt er als Professor für Rhetorik an das neue fürstbischöfliche Lyzeum in Freising. Er bleibt am Hof bis 1707 und verfasst in dieser Zeit viele gedruckte Dramen für Aufführungen. Hier macht er auch Bekanntschaft mit P. Karl Meichelbeck, der schon 1709 beim Fürstbischof den Beizug der Familie Georg Asam für den Lyzeumssaal erreicht und Cosmas Damian Asam dann auch in Rom besucht. Wolfgang Rinswerger wird 1707 zum Abt von Michelfeld postuliert. Er ist heute vor allem als Bauherr des neuen Michelfelder Kirchenraums bekannt, für den er selbstverständlich die Brüder Asam beizieht.

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