Thomas (Wilhelm) Schenklin (1681−1734)

Abt des Klosters Unserer Lieben Frau zu Einsiedeln 1714−1734

Am 17. Juni 1681 wird Wilhelm Schenklin auf der Burg Blatten bei Oberriet als Sohn des Johann Jacob Schenklin und der Verena Bayer geboren. Sein Vater ist hier in der Herrschaft Rheintal Vogt im Dienst des Fürstabtes von St. Gallen und wird später dessen Kanzler in Wil. Aus der Familie sind bereits Äbte in Fischingen und St. Johann im Thurtal hervorgegangen. Im Alter von 15 Jahren geht der junge Schenklin an die Klosterschule von Einsiedeln und wird mit 16 Jahren ins Noviziat aufgenommen. Er legt 1698 unter dem Klosternamen Thomas Angelicus Profess ab. 1705 ist er Priester. Im gleichen Jahr tritt sein jüngerer Bruder Nikolaus ins Kloster Fischingen ein. Pater Thomas geht 1706 für ein Jahr als Lehrer nach Bellinzona, danach unterrichtet er in Einsiedeln, wo er am 13. September 1714 zum Abt gewählt wird. 1716 erhält er von Kaiser Karl VI. die Regalien.[1]
Die Regierung von Abt Thomas I. ist von der Weiterführung des grossen Klosterneubaus gekennzeichnet. 1720 beginnt er mit dem Kirchenneubau nach den Plänen des Klosterbruders Caspar Moosbrugger. Bis 1723 entsteht anstelle des alten untern Münsters das neue Oktogon über der Gnadenkapelle, das sogleich von den Brüdern Asam stuckiert und freskiert wird. Br. Caspar Moosbrugger, «Architectus celebrissimus», stirbt im gleichen Jahr. Die geplante Vierungskuppel lehnt das Kapitel noch zwei Wochen vor seinem Tod ab. Bis 1728 ist der Bau der Klosterkirche und der beiden Türme abgeschlossen. Sie wird noch bis 1733 fertig ausgestattet. Für den Neubau hat Abt Thomas während seiner Regierung 145 900 Gulden ausgegeben. Die Einweihung der Kirche erlebt er nicht mehr. Er stirbt mit 53 Jahren am 29. August 1734 an einer schweren Gicht.
Sein Porträt zeigt ihn stehend, mit Biret und Brustkreuz, in der Rechten ein Buch haltend. Oben links ist ein von Löwen gehaltenes quadriertes Wappen unter den Herrschaftsinsignien dargestellt. Im oberen rechten Quadrat findet sich das Wappen der Schenklin. Es ist auch am Chorbogen und an der Westfassade der Stiftskirche angebracht und zeigt, wiederum quadriert, zweimal in Gold einen blauen Pfahl und zweimal in Blau ein goldenes Geweih über goldenem  Dreiberg.

Pius Bieri 2009

Literatur:

Henggeler, Rudolf, P.: Professbuch Einsiedeln, Einsiedeln 1933.
Salzgeber, Joachim: Einsiedeln, in: Helvetia Sacra, Abteilung II, Band 1, Erster Teil, Bern 1986.

Links:

http://www.klosterarchiv.ch/e-archiv_professbuch_aebte.php?id=44

Anmerkungen:
[1] Die Bestätigung als Landesherr und Reichsfürst. Die Regalien werden bis zum Ende des Alten Reiches jedem neugewählten Abt von Einsiedeln verliehen und regelmässig bestätigt.
Von Abt Thomas Schenklin sind vier Porträts in den Stiftssammlungen vorhanden. Ihr Maler ist unbekannt. Das hier vorgestellte Porträt zeigt ihn mit dem im Text beschriebenen Wappen.
Bildquelle: Klosterarchiv Einsiedeln.
  Abt OSB Thomas Schenklin (1681−1734) von Einsiedeln  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  17. Juni 1681 Oberriet St. Gallen CH   Fürstabtei St. Gallen  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB der Benediktinerabtei Einsiedeln   1714–1734  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  29. August 1734 Einsiedeln Schwyz CH   Herrschaft Einsiedeln  
  Kurzbiografie              
 

Abt Thomas Schenklin wird im Professbuch mit dem Zusatz «von Wil» verzeichnet. Dies, weil seine Familie aus der sanktgallischen Stadt stammt und der Vater dort Kanzler des Fürstabtes von St. Gallen wird. Er wird mit 33 Jahren Nachfolger des Bauabtes Maurus von Roll und übernimmt als Erbe den im Bau befindlichen gewaltigen Klosterneubau. Er wagt 1719 den Beginn zum Neubau der Stiftskirche nach den Plänen von Br. Caspar Moosbrugger. Während seiner Regierungszeit werden die besten der verfügbaren Künstler zur Ausstattung beigezogen. Kurz vor der Einweihung  seines Bauwerkes, an dem sein Wappen prominent angebracht ist, stirbt er mit erst 53 Jahren.

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