Plazidus (Johann) Mayr (1636–1690)

Abt OSB in Benediktbeuern 1672–1690

Johann Mayr wird am 2. Dezember 1636 in Sachsenkam, einem Weiler nordöstlich von Tölz, als Sohn des Konrad und seiner Ehefrau Barbara geboren. Sein Vater, ein Söldner in Diensten der Freiherren von Preysing, betreibt eine kleine Bauernwirtschaft. In der Klosterschule von Benediktbeuern erhält Johann den ersten Unterricht. Dann kann er ans Jesuitengymnasium nach München gehen. 1654 tritt er in Benediktbeuern ein und legt 1655 unter dem Klosternamen Plazidus Profess ab. Nach einem Hausstudium der Philosophie geht er für das Studium der Theologie nach Salzburg. Zurückgekehrt ins Kloster, übernimmt  er nach der Priesterweihe das Amt des Cellerars, er ist also für die Klosterwirtschaft verantwortlich. Am 17. Januar 1672 wird er zum Abt gewählt. Er übernimmt einen Konvent von 23 Religiosen. Der Klosterumbau mit dem Baumeister Caspar Feichtmayr läuft seit 1669 und ist bei der Wahl von Abt Placidus unter Dach. Der neue Abt wird von den Münchner Wahlkommissären als erfahren in den Wissenschaften, aber auch im Bauwesen bezeichnet. Auf seine Leidenschaft für Baukunst und Wissenschaft weist das Porträt des Abtes hin. Hans Georg Asam malt den Prälaten im Alter von ungefähr 50 Jahren als Liebhaber der Technik. Mitra und Krummstab bleiben im Hintergrund. Selbst das Pektorale und den Ring hat der Abt nach hinten gelegt. Zwar hält er den Händen Goldschmiedearbeiten religiösen Charakters, auffallend sind jedoch die auf dem Tisch um einen Plan ausgebreiteten Vermessungs- und Zeichnungsinstrumente. Vorne steht eine kleine monstranzförmige Tischuhr. Das Porträt bestätigt die Aussage der Wahlkommissäre. Abt Plazidus sieht sich selbst als Liebhaberarchitekt und Förderer der Wissenschaften. In dieser Eigenschaft hat er sich schon vor seiner Wahl mit dem grossen Bauvorhaben des Klosterumbaus beschäftigt und setzt auch ein ambitiöses ikonologisches Programm für den frühbarocken Festsaal um. Noch im Jahr seiner Wahl lässt er die beiden Chorflankentürme neu aufrichten und baut den Chor zu einer Sakristei im Erdgeschoss und einem Psallierchor im Obergeschoss um. 1678–1679 erstellt er im Hofgarten ein freistehendes Krankenhaus. 1680 plant er den Kirchenneubau. Anschliessend an den Teilabbruch des romanischen Schiffes wird ab 1682 auf den alten Grundmauern mit dem neuen Kirchenschiff begonnen. Baumeister ist wieder Caspar Feichtmayr. 1686 kann die Kirche geweiht werden. Sie ist architektonisch mit grösster Wahrscheinlichkeit ein Werk des Abtes Placidus. Es gäbe sonst keinen Grund für seine Selbstdarstellung als Architekt, vor allem weil der vermutliche Planer der Klosteraufstockung, Marx Schinnagl, schon 1681 stirbt.
Abt Plazidus ist 1684 massgeblich am Zustandekommen der Bayrischen Benediktinerkongregation beteiligt, die nach dem Vorbild der Schweizerischen Kongregation mit der aktiven Unterstützung des Kurfürsten, aber gegen den Widerstand der Bischöfe gegründet wird. Er reist 1687 als Vertreter der Kongregation zusammen mit dem Abt von Tegernsee zum Nuntius nach Luzern. In seiner Amtszeit hat er den Konvent durch die Aufnahme von 14 neuen Konventmitgliedern stark verjüngt. Unter diesen Neueintretenden befindet sich 1677 auch Karl Meichelbeck (1669–1734), der später als grosser bayrischer Geschichtsforscher bekannt werden wird.
1689 stellt Abt Plazidus ein Resignationsgesuch wegen einer Krankheit. Es wird ihm im Juni 1690 bewilligt. Im gleichen Jahr stirbt er am 3. Dezember, einen Tag nach seinem 54. Geburtstag in Benediktbeuern und wird in der neuen Abtkrypta bestattet. Auf seinem schon erwähnten Porträt fehlt sein Wappen. Es soll ein auffliegender silberner Adler[1] über loderndem Feuer in Blau sein. In der Kirche finden wir es am Chorbogen, neben dem Klosterwappen mit den zwei gekreuzten Abtstäben.
Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Hemmerle, Josef: Die Benediktinerabtei Benediktbeuern, in: Germania Sacra, die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Augsburg. Berlin 1991.


[1] Wahrscheinlich eher ein Phönix.
Das Porträt des Abtes Placidus weist auf seine Leidenschaft für Baukunst und Wissenschaft hin. Hans Georg Asam malt den Prälaten im Alter von ungefähr 45 Jahren als Liebhaber der Technik und der Baukunst. Mitra und Krummstab bleiben im Hintergrund. Selbst das Pektorale und den Ring hat der Abt nach hinten gelegt. Zwar hält er den Händen Goldschmiedearbeiten religiösen Charakters, auffallend sind jedoch die auf dem Tisch um einen Plan ausgebreiteten Vermessungs- und Zeichnungsinstrumente. Vorne steht eine kleine monstranzförmige Tischuhr.
Quelle: Literatur. Original in der Äbtegalerie Benediktbeuern.
  Abt OSB Plazidus Mayr (1636–1690) von Benediktbeuern  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  2. Dezember 1636 Sachsenkam bei Tölz Bayern D   Kurfürstentum Bayern  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB der Benediktinerabtei Benediktbeuern   1672-1690  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  3. Dezember 1690 Benediktbeuern Bayern D   Kurfüstentum Bayern  
  Kurzbiografie              
 

Abt Placidus Mayr ist der Bauherr der neuen Klosterkirche in Benediktbeuern. Sein Interesse und praktisches Wissen um Baukunst lässt vermuten, dass er auch wesentlich an der Planung beteiligt ist oder sie sogar geplant hat. Schon unter seinem Vorgänger, als Cellerar für die Klosterwirtschaft verantwortlich, ist er auch aktiv am Klosterumbau beteiligt. Kurz nach seiner Wahl lässt er im Westflügel den grossen Festsaal mit einem ambitiösen ikonografischen Programm ausstatten. Seine Handschrift ist auch im Programm der Kirchenfresken von Georg Asam lesbar. Er ist auch Mitbegründer der Bayrischen Benediktinerkongregation.

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